Sauer, Ignaz

Sauer Ignaz, Verleger, Regenschori, Komponist und Schulmann. * Triebach (Trebušín, Böhmen), 1. 4. 1759; † Wien, 2. 12. 1833.

Sohn eines Off.; ab ca. 1780 als Normalschullehrer, u. a. in Hall (OÖ), tätig, wurde er 1795 Regenschori und Singmeister am Waisenhaus in Wien-Alsergrund, eine Stelle, die er bis zu seinem Tode bekleidete und die Anlaß zu seiner bekanntesten Komposition, dem Fronleichnams-Waisenkinderlied, gab. Ab 1796 Gesellschafter im Kunst- und Musikalienverlag J. Eder, gründete er 1798 (Konzession 1800) den Kunstverlag Zu den Sieben Schwestern. Bei S. erschienen der erste Steinplattendruck in Österr. (12 Ländler von F. M. Pechácek, s. d., 1801), sowie Werke u. a. von Clementi, Eybler, Mederitsch (beide s. d.), bes. aber von Vanhal. Ein wohl durch die Kriege verursachter Niedergang des Geschäftes führte aber in der Folge zu völligem Stillstand, 1813 mußte S. sogar sein eigenes Lokal aufgeben. Durch den Zusammenschluß mit M. J. Leidesdorf (s. d.) zur Fa. S. & Leidesdorf, 1822, in der Leidesdorf jedoch der allein Zeichnungsberechtigte war, erfolgte ein neuer quantitativer (in fünf Jahren ca. 750 Verlagsnummern), aber auch qualitativer Aufschwung, der durch Namen wie Beethoven (s. d.), Weber, Rossini (Klavierauszüge der Opern), bes. aber Schubert (49 Werke, darunter die Erstausg. von „Die schöne Müllerin“, 1824) gekennzeichnet ist. 1826 löste S. jedoch den Ges.Vertrag, 1827 zog er sich vom Verlagsgeschäft endgültig zurück. Er machte sich verdient um die Rettung der k. Porträtsmlg. (1809) und des Verlassenschaftskat, der „Kunstsachen“ J. Haydns, den S. 1809 in seiner Eigenschaft als gerichtlicher Inventursund Schätzungskoär. (ab 1802) anlegte.


Werke: Der große Tag des Vaterlandes, 1814 (Oratorium); Geistliche Gesänge für die Zöglinge des k.k. Waisenhauses in Wien, 1821; 24 Jagdstücke für 3 Hörner; Ländler für Klavier; Märsche für Klavier; Pange lingua; etc. – Publ.: Ornithol. des Perlhuhns, 1812; Cat. der hinterlaßenen Kunstsachen des . . . Herrn J. Haydn . . . welche . . . lizitando verkauftworden, 1809, Manuskript, Musiksmlg., Österr. Nationalbibl., Wien, auch in: H. C. Robbins Landon, Haydn. Chronicie and works 5, (1977), S. 392 ff.
Literatur: M. Bermann, Silhouetten aus Wien: Eine Kupferstich-Auction vor 30 Jahren, in: Faust 2, 1855, S. 122 f.; J. Jureczek, Die k. Privatbibl, im Jahre 1809, in: Die Kultur 9, 1908. S. 188 ff.; P. B. Planks „Fluchtreise 1800–1801“, hrsg. von B. Pösinger, in: 63. Programm des k.k. Obergymn. der Benediktiner zu Kremsmünster . . . 1913, 1913, S. 35 f.; O. E. Deutsch, Schuberts Verleger, in: Der Bär . . . 1928, 1928, S. 21 f.; E. F. Schmid, J. Haydn und C. Ph. E. Bach, in: Z. für Musikwiss. 14, 1931/32, S. 309; ders., Beethovens Bachkenntnis, in: Neues Beethoven-Jb. 5, 1933, S. 68; Eitner; Grove, 1980; MGG; F. H. Böckh, Wiens lebende Schriftsteller, Künstler, und Dilettanten im Kunstfache, 1821, S. 45, 276, 378, 408; F. Gräffer, Kleine Wr. Memoiren und Wr. Dosenstücke, hrsg. von A. Schlossar und G. Gugitz, 1 ( = Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 13), 1918, S. 292, 548 f.; G. Gugitz, Alt-Wr. Kunsthändler, in: E. K. Blümml – G. Gugitz, Von Leuten und Zeiten im alten Wien, 1922, S. 136ƒƒ., 403; A. Weinmann, Wr. Musikverleger und Musikalienhändler von Mozarts Zeit bis gegen 1860 ( = Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 230/4), 1956, s. Reg.; ders., Verlagsverzeichnis I. S. (Kunstverlag zu den Sieben Schwestern), S. und Leidesdorf und Anton Berka & Comp. ( = Beitrr. zur Geschichte des Alt-Wr. Musikverlages, R. 2, F. 15), (1972); ders., Der Alt-Wr. Musikverlag im Spiegel der „Wiener Zeitung“ ( = Publ. des Inst. für österr. Musikdokumentation 2), 1976, s. Reg.; H. C. Rabbins Landon, Haydn. Chronicle and works 5, (1977), S. 390 f.; 403; O. E. Deutsch, F. Schubert. Themat. Verzeichnis seiner Werke in chronolog. Folge ( = F. Schubert. Neue Ausg. sämtlicher Werke, Ser. VIII, Suppl. 4), 1978. s. Reg.; F. Slezak, Beethovens Wr. Originalverleger ( = Forschungen und Beitrr, zur Wr. Stadtgeschichte 17), 1987, s. Reg.; Mitt. W. Herles, Wien.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 440f.
geboren in Třebušín
gestorben in Wien

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