Şaguna, Andreiu Frh. von

Saguna Andreiu (Anastasiu) Frh. von, Erzbischof und Metropolit. * Miskolc (Ungarn), 1. 1. 1809; † Hermannstadt (Sibiu, Siebenbürgen), 28. 6. 1873.

Sohn eines orthodoxen aromun. Kaufmannes; stud. 1826–29 Phil. und Jus in Pest (Budapest), wo er Anschluß an rumän. intellektuelle Kreise (u. a. Maior, s. d., Rosa) fand. Nachdem er einige Zeit kath. gewesen war, kehrte er 1828 zur Orthodoxie zurück, stud. 1829–33 am orthodoxen Priesterseminar in Werschetz (Vršac) Theol., trat dann in das Kloster Hopovo (Vojvodina) ein und wurde dort 1833 Mönch. Nach kurzer Tätigkeit als Prof. für Theol. am Seminar von Karlowitz (Sremski Karlovci) wurde er 1835 persönlicher Referent des serb. Metropoliten Stratimirovic für rumän. Fragen und erwarb sich Verdienste als Administrator verschiedener Klöster, zuletzt als Archimandrit von Hopovo (1842–45) und Kovilj (1845/46). Nach dem Tod Bischof Mogas (s. d.) wurde S. 1846 zum Gen.Vikar der orthodoxen Diözese von Hermannstadt ernannt. Mit großer Energie widmete er sich der Reorganisation der rumän. Kirche, vor allem hinsichtlich der Disziplin, der Finanzen und des Bildungswesens. Im Zusammenhang mit den Ereignissen der ung. Revolution von 1848/49 eröffnete sich ihm aber ein weiteres Betätigungsfeld, und zwar der Kampf um die nationalen Anliegen der Siebenbürger Rumänen, die er durch eine Politik der unbedingten Kaisertreue zu verwirklichen hoffte, obwohl er gleichzeitig freundschaftliche Beziehungen zu ung. Liberalen pflegte. 1848 zum Bischof geweiht, nahm er bereits leitend an der rumän. Nationalversmlg. auf dem Cîmpul Libertatii (Freiheitsfeld) bei Blasendorf (Blaj, Siebenbürgen) teil und führte danach mehrere rumän. Delegationen zum Kaiserhof nach Innsbruck und Olmütz (Olomouc), aber auch nach Ofen (Budapest). 1853 gründete S. die bis heute erscheinende Ztg. „Telegraful Român“ und setzte 1864 die Wiedererrichtung der nun von der serb. Kirche unabhängigen rumän.-orthodoxen Metropolie von Siebenbürgen durch, der auch die rumän. Gläubigen des Banats und des Kreischlandes angehörten. Das 1869 von ihm geschaffene „Organische Statut“ bildet noch heute die Organisationsgrundlage der rumän.-orthodoxen Kirche. 1864 Erzbischof und Metropolit. Als eine der bedeutenden Persönlichkeiten der sog. Aktivisten, die durch rege Beteiligung am polit. Leben Ungarns nach dem Ausgleich von 1867 das Los der Siebenbürger Rumänen verbessern wollten, wurde S. zwar gelegentlich angefeindet, doch verhalfen ihm seine großen Verdienste um die Kirche und um das Bildungswesen schließlich zu allg. Ansehen. In seiner Amtszeit wurden etwa 400 Pfarrschulen gegründet, er selbst war Gründer und erster Präs. des Siebenbürg. Ver. für Kultur und Literatur des rumän. Volkes (Astra). 1852 Frh. und Geh.Rat, 1863–67 lebenslängliches Herrenhausmitgl., 1867 Mitgl. der Magnatentafel, 1871 Ehrenmitgl. der Rumän. Akad.


Werke: Elementele dreptului canonic (Die Elemente des kanon. Rechts), 1854; Istoria Bisericii ortodoxe rasaritene universale . . ., 2 Bde., 1860, dt.: Geschichte der griech.-oriental. Kirche in Oesterr., 1862 (verkürzt); Compendiu de dreptulu canonicu . . ., 1868, dt.: Compendium des kanon. Rechtes . . ., 1868; Enchiridion adeca carte manuala de canoane (Enchiridion oder Hdb. der Kanones), 1871; Memoriile Arhiepiscopului si Mitropolitului A. S. din anii . . . (Erinnerungen des Erzbischofs und Metropoliten A. S. aus den Jahren . . .) 1846–71, 1923; Mitropolitul S. Opera literara. Scrieri pastorale. Circulari scolare. Diverse (Metropolit S. Das literar. Werk. Hirtenbriefe. Rundschreiben für das Schulwesen. Verschiedenes), hrsg. von Gh. Tulbure, 1938; Predici . . . (Predigten . . .), hrsg. von F. Muresan, 1945; etc.
Literatur: K. Hitchins, The Early Career of A. S. (1808–49), in: Revue des Etudes Roumaines 9/10, 1965, S. 47ff.; M. Pacurariu, Mitropolitul A. S., in: Mitropolia Ardealului 13, 1968, S. 863ff.; Biograph. Lex. Südosteuropas; Knauer; Wurzbach (s. Schaguna Andreas Frh. v.); N. Popea, Memorialul arhiepiscopului si metropolitului A. baron de S. . . . 1, 1889; ders., Archiepiscopul si metropolitul A. baron de S., Neuaufl. ( = Discursuri de receptiune Acad. Româna 21), 1900; Mitropolitul A. baron de S., 1909; K. Hitchins, Stud. zur modernen Geschichte Transsilvaniens, 1971, S. 13ff,; ders., Orthodoxy and Nationality. A. S. and the Rumanians of Transylvania, 1846–73, 1977; M. Pacurariu, Istoria Bisericii Ortodoxe Române 3, 1981, S. 92ff.; K. Hitchins, Studies on Romanian National Consciousness, 1983.
Autor: (¿. D. Peyfuss)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 378
geboren in Diósgyör
gestorben in Hermannstadt

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