Sohn des Malers Franz R. d. Ä. (1817–92), Bruder des Malers Franz R. d. J. (1844–1906); stud. 1861–68 an der Wr. Akad. der bildenden Künste bei Zimmermann, den er 1870/71 als Lehrer der Landschaftsmalerei vertrat. R. unternahm Reisen nach Italien, Deutschland, Belgien und Holland, die ihren Niederschlag in seinen Bildern fanden. Vor allem bereiste er immer wieder die österr. Alpengegenden, die themat. den Haupttl. seines Œuvres darstellen. Seine frühen Bilder zeigen eine deutliche Verwandtschaft mit der Stimmungsmalerei Schindlers oder Jettels. Bald pflegte er jedoch einen persönlichen Malstil mit zunehmend unruhig flimmernder Bildoberfläche, basierend auf dem charakterist. Pinselstrich, den R. in Verbindung mit aufgelegten Weißhöhungen kultivierte. Das bevorzugte Thema war die Landschaft mit Staffage, welche er zuweilen mit genrehaften Zügen ausstattete. 1866 stellte er zum ersten Mal aus, und zwar im Österr. Kunstver. in Wien, dann regelmäßig im Wr. Künstlerhaus, im Münchener Glaspalast, öfter in Berlin, Dresden etc. 1879 erhielt er den Reichelpreis für das Bild „Waldbach“, 1880 wurde ihm die Erzh. Carl Ludwigmedaille verliehen, 1887 und 1891 die Kleine Goldmedaille in Berlin. 1888 wurde R. Ehrenmitgl. der Wr. Akad., im selben Jahr erhielt er die Kleine, 1891 die Große Goldmedaille. R. schmückte die Säle im Hochparterre des Naturhist. Mus. in Wien mit lehrhaften, die Smlg. des jeweiligen Raums ergänzenden Landschaftsschilderungen (vollendet 1889) aus.
Werke: Bauernhochzeit in NÖ, 1867 (Öl, Niederösterr. Landesmus., Wien); Waldlandschaft mit Köhlerhütte, 1869 (Öl, Privatbesitz, Schweinfurt, BRD); Motiv aus Eisenerz, 1870, Vorfrühling in der Penzinger Au, 1887 (beide Öl, beide Galerie der Akad. der bildenden Künste, Wien); Hof der Fürstenburg bei Burgeis, vor 1872, Landschaft mit Dorfweiher, ca. 1890, Helgoland (alle Öl, alle Österr. Galerie, Wien); Straße in Arco (Öl. Hist. Mus. der Stadt Wien); Obersteir. Hammerwerk (Öl, Neue Galerie am Landesmus. Joanneum, Graz); Bauernhaus in Südtirol (Öl, Schloßmus., Linz); Motiv aus Südtirol (Öl, Privatbesitz, Wien); Ansicht von Samothrake (Deckenfresko, Kunsthist. Mus., Wien); Federzeichnungen (Bildarchiv, Österr. Nationalbibl., Wien); Aquarelle; etc.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 18. 3. 1922 (Abendausg.); E. Ranzoni, R. R., in: Allg. Kunstchronik 12, 1888, S. 685 ff.; Kunst und Kunsthandwerk 2, 1899, S. 192 ff.; M. Haja, E. J. Schindler und sein Kreis, in: Alte und moderne Kunst 24, 1979, H. 163, S. 1, 4; Bénézit; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Kosel 1; Seubert; Thieme-Becker; Wurzbach (s. unter Russ Leander); C. v. Vincenti, Wr. Kunst-Renaissance. 1876, S. 384 f.; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/1, 1898; Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jh. 1, 1898; L. Hevesi, Österr. Kunst im 19. Jh. 2, 1903, S. 261; R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus . . ., 1951; B. Grimschitz, Österr. Maler vom Biedermeier zur Moderne, 1963, s. Reg.; W. Wagner, Die Geschichte der Akad. der bildenden Künste in Wien ( = Veröff. der Akad. der bildenden Künste in Wien, NF 1), 1967, s. Reg.; M. Migacz, Die Landschaftsbilder im Naturhist. Mus. in Wien und die Wr. Landschaftsmalerei der Epoche, phil. Diss. Wien, 1972, S. 37 ff., 53 f., 73, 98 ff., 109 ff., 119 f., 129, 136 f., 149 ff.; H. Fuchs, Die österr. Maler des 19. Jh. 3, 1973, Erg.Bd. 2, 1979; W. Kitlitschka, Die Malerei der Wr. Ringstr. ( = Die Wr. Ringstr. 10), 1981, s. Reg.
Autor: (G. Frodl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 333f.