Rosen, Julius

Rosen Julius, Schriftsteller, Regisseur und Dramaturg. * Prag, 8. 10. 1833; † Görz, 4. 1. 1892.

Hieß eigentlich Nikolaus Duffek. Sohn eines Musikers; war nach dem Stud. der Phil. (1851/52) und der Rechte (1852–55) an der Univ. Prag ab 1855 in Siebenbürgen imStaatsdienst tätig, dann in Ödenburg (Sopron), schließlich in der Polizeidion. in Prag. 1866 verließ er den Staatsdienst, da er ungerechtfertigt der Spionage verdächtigt wurde. 1870–74 war R. unter Ascher (s. d.) Dramaturg und Regisseur am Carltheater in Wien, 1874/75 kurze Zeit gem. mit J. Gallmeyer (s. d.) Mitdir. des Strampfertheaters, danach artist. Dir., Oberregisseur und Dramaturg am Krollschen Theater in Berlin. Er kehrte jedoch bald nach Wien zurück, wo er unter Laube (s. d.) am Stadttheater tätig war, in den 80er Jahren auch am Theater a. d. Wien und wiederum am Carltheater, später auch am Thaliatheater in Hamburg. Seine schriftsteller. Arbeit begann R. schon als Student mit Feuilletons und Ztg.Romanen, 1859 wurde in Ödenburg sein erstes Spiel, „Convenienz und Liebe“, aufgef. Es folgten Auff. mehrerer Stücke in Prag, wo er 1862 das Theaterreferat für die Ztg. „Politik“ übernahm und Feuilletons verfaßte. Ab 1864 wurden seine Werke auch auf den Wr. Bühnen aufgef. In den folgenden Jahren verfaßte er zahlreiche vor allem einbis vieraktige Stücke, die er meist als Schwank, Scherz, Posse, Lustspiel, aber auch etwa als Charakterbild bezeichnete und in denen er ohne Tiefgang oder Charakterzeichnung, oft mit Hilfe einer „regieführenden“ Spielfigur, eine Handlung über Mißverständnisse und Rückschläge zum Ende, das heißt meist zu zwei Eheschließungen führt. Ob er – in den 60er Jahren – kleine Anleihen bei Nestroys (s. d.) Wortwitz und Dialogführung macht oder – in den 80er Jahren – die handelnden Personen und die Problematik der Zeit anpaßt, ändert nichts an dieser kalt und ohne Takt in den Reden und Handlungen durchgeführten Unterhaltungsdramatik. Die anspruchslose Witzigkeit und die nicht krit. sondern illusionslose Darstellung menschlicher Schwächen, Launen und Ansprüche gewannen seinen in viele Sprachen übers. Spielen Erfolg; man nannte ihn den „Powidl-Bauernfeld“.


Werke: Ein schlechter Mensch, 1864; Männer von heute, 1864; Ambo solo! ( = Wr. Theater-Repertoire 166), 1866; Der erste Narrenabend, 1869; Ges. dramat. Werke, 14 Bde., 1870 ff.; Hohe Schule, gem. mit G. v. Moser, 1876; Sport, 1879; Der Mann in der Flasche, 1880; Das abscheuliche Geld!, 1883; Haben!, (1887); Nächstenliebe, 1889; Barfüßige Fräulein, 1891; etc.
Literatur: (meist unter Rosen): Fremden-Bl. vom 28. 9. 1866; N. Fr. Pr. und Fremden-Bl. (Abendausg.) vom 4., Neues Wr. Tagbl. vom 5. 1. 1892; Dt. Bühnen-Almanach 35 ff., 1871 ff. und bes. 57, 1893, S. 260; H. Pemmer, Das Strampfertheater unter den Tuchlauben und sein Repertoire, in: Wr. Geschichtsbll. 19, 1964, S. 357 ff., 364 ff.; ADB 53; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Leimbach 9; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Otto; Wurzbach; F. Bornmüller, Biograph. Schriftstellerlex. der Gegenwart, 1882; Dt. Theaterlex., hrsg. von A. Oppenheim und E. Gettke, 1886; R. Tyrolt, Chronik des Wr. Stadttheaters 1872–84, 1889; J. Stern–S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“ 1859–1909, 1909, S. 177; H. Prechtler, Bis ins Burgtheater, 1914, S. 16 f.; 19, 22; H. R. Schiferer, Die Geschichte des Wr. Stadttheaters 1872–84, phil. Diss. Wien, 1966; F. Stieger, Opernlex. 3/3, 1981.
Autor: (K. Adel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 247
geboren in Prag
gestorben in Görz

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