Rosthorn, Oskar von

Rosthorn Oskar von, Industrieller. * Wien, 28. 1. 1857; † Wr. Neustadt (N Ö), 19. 4. 1930.

Urenkel des Fabrikanten Matthäus v. R. d. Ä., Sohn Adolfs v. R. (1816–1898), der, zeitweise Ordonnanzoff. Radetzkys (s. d.), ab 1875 den Familienbetrieb in Oed führte; stud. 1877–79 Bauing. Wesen am Polytechnikum in Karlsruhe. Nach kurzer Tätigkeit bei der K. Ferdinandsnordbahn stud. er an der Bergakad. in Freiberg (Sachsen), wo er sich vor allem der Metallurgie zuwandte. Anschließend wurde er Chemiker in einer Silberscheideanstalt in Schwäb. Gmünd. 1882 unterstützte er seinen Vater in der Leitung des Werkes in Oed. Anfang 1884 ging er nach Witkowitz (Ostrava), wo er Leiter der Kupferextraktion wurde; 1885–87 Leiter eines Metallwerkes in Olbersdorf (Sachsen); kam 1887 über Empfehlung P. Kupelwiesers (s. d.) zur Fa. Felten & Guillaume, wo er im Karlswerk in Mühlheim (Rheinland) Fabrikationschef in der Drahtabt, wurde. Unter seiner Leitung entwickelte sich die für die damals aufstrebende Elektroind. so außerordentlich wichtige Bronzedrahterzeugung derartig günstig, daß das Werk viele Staatsaufträge erlangen konnte. 1892 trat R. in die Dienste der oberschles. Eisenind. und führte in deren Betrieb in Gleiwitz (Gliwice) ebenfalls die Bronzedrahtfabrikation ein. Nach Österr. zurückgekehrt, beschäftigte er sich nun u. a. mit Plänen zur Sanierung des vor allem wegen veralteter Einrichtungen in eine ungünstige wirtschaftliche Lage geratenen Familienunternehmens in Oed und unterstützte ab 1895 seinen Vater bei der Leitung des Betriebes, der 1900 an L. Stein verkauft wurde. R. behielt die Wasserkraft in Waldegg und baute nach verschiedenen Schwierigkeiten 1908/09, in finanzieller Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wopfing, das erste Kraftwerk für die Stromversorgung des Piestingtales. Sein zweites, von ihm ab etwa 1898 betriebenes Wasserkraftprojekt, betreffend die Mirafälle bei Pernitz im Piestingtal, scheiterte. 1914 beschäftigte sich R. wieder mit Metall- und insbes. mit Bronzelegierungen. Während des Ersten Weltkrieges entwickelte er eine zinnarmeund daher für Österr. sehr wichtige Lagermetallegierung. 1919 schloß er mit der Fa. Stein einen Vertrag über die Verwertung der von ihm entwickelten R.-Bronze zur Erzeugung von Drähten mit hoher elektr. Leitfähigkeit bei bes. großer Festigkeit. Die österr. Postverwaltung verwendete fast ausschließlich Drähte aus R.-Bronze und auch ausländ. Firmen erwarben diese Legierung.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 27. 4. 1930; R. Granichstaedten-Czerva – J. Mentschl – G. Otruba, Altösterr. Unternehmer ( = Österr.-R. 365/367), (1969), S. 101; O. v. R. (1857–1930), o. J.
Autor: (F. H. Ucik)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 272
geboren in Wien
gestorben in Wiener Neustadt

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