Ringhoffer, Franz Ser. Frh. von

Ringhoffer Franz Ser. Frh. von, Großindustrieller. * Prag, 22. 11. 1844; † Bad Kissingen, Bayern (BRD), 23. 7. 1909.

Sohn des Vorigen; absolv. nach techn. Stud. in Prag 1862–66 die Genieakad. in Klosterbruck (Louka), 1866 Lt., 1868 quittierte er unter Beibehaltung der Off.Charge den Militärdienst, 1870 wiedereingestellt als Lt. i. d. Res., 1878 Oblt., 1905 a. D. 1872 wurde R. Gesellschafter im Familienunternehmen, dessen Leitung er 1873 gem. mit seinen Brüdern Emanuel (* 1848) und Viktor R. (* 1854) übernahm. 1874 erzwang die Wirtschaftskrise eine Verringerung der Arbeitnehmer von ca. 2000 auf ca. 900. Eine Arbeitervorschußkasse gab mäßig verzinsliche Darlehen, wenn die Einkünfte wegen Auftragsmangels unter das Existenzminimum sanken, eine Arbeiteraushilfskasse gewährte ab 1886 entlassenen Arbeitern durch drei Monate hindurch Vorschüsse, die bei Wiedereintritt zurückzuzahlen waren, und band sie so an das Unternehmen. Das Erzeugungsprogramm der Fa. zeigt auch die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit: neben dem Wagenpark für die elektr. Straßenbahn Prags, Bierwagen mit Eiskühlung, Personenwagen mit Seitenkorridoren (für die russ. Fastowobahn), Zisternenwagen für Baku, Speisewagen für die Schlafwagenges. in Brüssel sowie Lastwagen für die anatol. Eisenbahn und die rumän. Staatsbahnen wurden der ung. Hofzug (13 Waggons), der österr. Kaiserzug (8 Waggons), ein vierachsiger Salonwagen für den Gouverneur von Finnland und ein Hofsalonwagen für das rumän. Kronprinzenpaar hergestellt. R. war u. a. ab 1876 zeitweise Abg. des nicht fideikommissar. Großgrundbesitzes im böhm. Landtag, ab 1888 Verwaltungsrat der Creditanstalt, ab 1892 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses, ab 1897 Mitgl. des Staatseisenbahnrates und ab 1898 Mitgl. des Ind. Rates. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1906 Dr. techn. h. c. der Dt. Techn. Hochschule in Prag. Unter R.s Leitung wurde die Fa. F. R. nicht nur die größte Waggonfabrik der Donaumonarchie, sondern errang auch einen hervorragenden internationalen Ruf.


Literatur: N, Fr. Pr. vom 26. 7. 1909 (Abendausg.); Prager Presse vom 25. 12. 1927(Sonderbeilage); Gatti 1. S. 1048; Großind. Österr. 3. S. 106; Masaryk; Otto.Erg.Bd. V/1; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J., S. 63; Allg. Verw. A., KA, beide Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 169f.
geboren in Prag
gestorben in Bad Kissingen

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