Röckel, August

Röckel August, Dirigent und Schriftsteller. * Graz, 1. 12. 1814; † Budapest, 18. 6. 1876.

Sohn des Sängers und Theaterdir. Josef August R. (* Neunburg vorm Wald, Bayern/BRD, 28. 8. 1783; † Köthen/DDR, 19. 9. 1870), der, 1805–10 Erster Tenor am Theater a. d. Wien, 1806 den Florestan in der Urauff. der 2. Fassung des „Fidelio“ sang, zum engsten Freundeskreis Beethovens (s. d.) gehörte und 1823–27 an der Wr. Hofoper als Gesanglehrer (u. a. von H. Sontag) wirkte. R., in der Musik zunächst von seinem Vater unterrichtet, begleitete diesen auf seinen wechselnden Engagements und unterstützte ihn in der Dion.Zeit in Paris (1830–32) als Korrepetitor, war dort aber auch Ass. Rossinis am Théâtre Italien. Von Hummel (s. d.), der 1813 R.s Tante, die Sopranistin Elisabeth (eigentlich Maria Eva) R. (* Neunburg vorm Wald, 19. 6. 1793; † Weimar/DDR, 3. 3. 1883), 1811–13 Mitgl. der Wr. Hofoper, geheiratet hatte, in Komposition und Klavierspiel weiter ausgebildet, ging er mit seinem Vater 1832 nach London (wo dieser bis 1835 die dt. Oper in Musterauff. propagierte) und wirkte dort, unterbrochen durch einen Aufenthalt als Klavierlehrer in Melun bei Paris (1837/38), als Ass. Meyerbeers an der französ. Oper sowie als Musiklehrer und Operettenkomponist. 1838 war R. Musikdir. des Theaters in Bamberg, lebte dann in Wien (1839/40) und Weimar, wo er an seiner Oper „Farinelli“ arbeitete. 1840 heiratete er die Schauspielerin Karoline Lortzing, das erste Gretchen in Goethes „Faust“. 1843–49 als 2. Musikdir. unter Wagner in Dresden, trat er zu diesem in ein enges freundschaftliches Verhältnis und war wie dieser 1848/49 an der Dresdner Revolution beteiligt. Hrsg. der weit verbreiteten polit. Ws. „Volksblätter“, Landtagsabg. und Mitgl. der provisor. Regierung, war R. 1849–62 inhaftiert. Danach lebte er, ausschließlich literar. tätig, als Journalist in Frankfurt a. M. (1863–66), München und schließlich in Wien. R.s Brüder, Eduard (1816–99) und Josef Leopold R. (1838–1923), wirkten als erfolgreiche Pianisten, Klavierpädagogen und Komponisten in England, seine Tochter, Luisabeth Mathes-R. (* Weimar, 30. 10. 1841; † Kassel, Hessen/BRD, 21. 4. 1913), war 1866–71 und 1879–96 am Wr. Hofburgtheater engagiert, wo sie bes. in Halms (s. Münch v. Bellinghausen E. F. J.) „Wildfeuer“ Erfolge feierte.


Werke: Die Organisation der Volksbewaffnung in Deutschland, mit bes. Bezuge auf Sachsen, 1848; Sachsens Erhebung und das Zuchthaus zu Waldheim, 1865 (tw. autobiograph.); etc. Hrsg.: Volksbll., 1848 f.
Literatur: Pester Lloyd vom 18. 6. 1876; H. Ermisch, Aus den Jugendjahren des Dresdner Musikdir. A. R., in: Dt. Rundschau 130, 1907, S. 229 ff.; Eisenberg. Bühnenlex. (s. unter Roeckel Luisabeth); Grove, 1980; Mendel-Reissmann; MGG (s. unter Röckel Josef August); Riemann, 12. Aufl.; Suppan (S. unter Röckel Josef August); R. Wagner, Echte Briefe an F. Praeger, (1894), S. 73 ff., 108 f., 122 ff.; H. v. Bülow, Briefe und Schriften, hrsg. von M. v. Bülow, 5, 1900, S. 67 f., 71; Briefe an A. R. von R. Wagner, hrsg. von La Mara. 2. Aufl. 1903; C. F. Glasenapp, Das Leben R. Wagners 2–4, 4. Aufl. 1905–08, s. Reg.; R. Wagner, Mein Leben, hrsg. von W. Altmann, 1–2, o. J., s. Reg.; Mitt. W. Suppan, Graz. – Josef August R.: Signale für die musikal. Welt 28, 1870, S. 759; Die Musik 27, 1905/06. S. 303 f.; Grove, 1980; Kosch, Theaterlex; Mendel-Reissmann; MGG; A. W. Thayer – H. Deiters – H. Riemann, L. van Beethovens Leben 2, 2. Aufl. 1910, s. Reg.; Mitt. C. Höslinger, Wien. – Elisabeth R.: F. Felzmann, Die Sängerin E. R., in: Mitt. der E. T. A. Hoffmann-Ges. e. V. 21, 1975, S. 27 ff.; Mitt. C. Höslinger, Wien. – Luisabeth Mathes-R.: N. Fr. Pr. vom 21. 4. 1913; Neuer Theater-Almanach 25, 1914. S. 170; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; M. v. Alth, Burgtheater 1776–1976, (1976), Reg.Bd., S. 295.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 199
geboren in Graz
gestorben in Budapest

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