Rhodokanakis, Nikolaus

Rhodokanakis Nikolaus, Arabist. * Alexandria(Ägypten), 18. 4. 1876; † Graz, 30. 12. 1945.

Sohn eines griech. Kaufmannes; stud. an der Univ. Wien 1893/94 Jus, 1894–97 semit. Philol., Ägyptol., arab. Paläographie und islam. Geschichte, vor allem bei Bickell, Karabacek, D. H. v. Müller und S. L. Reinisch (alle s. d.), 1898/99 an der Univ. Straßburg Aram. und Arab. 1898 Dr. phil. 1902 unbesoldeter Volontär an der Hofbibl., 1903 Priv.Doz. für semit. Philol. an der Univ. Wien, 1904 an der Univ. Graz. 1903 und 1904 Reisestipendien nach Konstantinopel und Kairo zum Stud. des Neuarab. 1907 unbesoldeter, 1910 besoldeter ao. Prof., 1917–42 o. Prof. ad personam für semit. Philol. an der Univ. Graz, 1924/1925 Dekan. 1915 korr., 1919 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1923 Ehrenmitgl. der Royal Asiatic Society of Great Britain, Mitgl. der Alma Egan Hyatt Foundation, New York. 1935 wurde ihm als erstem Gelehrten die Lidzbarskimedaille verliehen. Zunächst auf dem Gebiet der arab. Philol., Literatur und Dialektol. einschließlich der Wort- und Sachforschung tätig, wurde R. 1911 von seinem Lehrer Müller zur Mitarbeit an der Edition des wiss. Nachlasses des Forschungsreisenden E. Glaser (s. d.) herangezogen. Ab 1914 wandte er sich fast ausschließlich der Südsemitistik zu und wurde prakt. zum Begründer der Sabäistik. Bahnbrechendes leistete er in der altsüdarab. Epigraphik auf lexikal. und grammatikal. Gebiet und erarbeitete, vor allem aus Bau-, Grenz -und Bewässerungsinschriften, wichtige Erkenntnisse über Bodenwirtschaft, Besitz- und Rechtsverhältnisse sowie Siedlungswesen und Verfassungsgeschichte im alten Südarabien. Neben zahlreichen eigenen Textpubl. führte er, u. a. in Besprechungen, viele Verbesserungen zu bereits edierten Inschriften durch. Daneben widmete er sich auch bibl. Stud. und übers. Tle. des Buches Hiob in dichter. Nachempfindung. Häufig hielt er Vorträge über die Urtexte der Evangelien. Schwere gesundheitliche Störungen behinderten ab 1938 seine Arbeitskraft und machten schließlich eine weitere wiss. Tätigkeit unmöglich.


Werke: Al-Hansâ’ und ihre Trauerlieder, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 147, 1904; Die äthiop. Hss. der k. k. Hofbibl. zu Wien, ebenda, 151, 1906; Der vulgärarab. Dialekt im Dofâr (Zafãr), in: Südarab. Expedition 8, 1908, 10, 1911; E. Glasers Reise nach Mârib, gem. mit D. H. v. Müller, 1–4, 1913; Der Grundsatz der Öffentlichkeit in den südarab. Urkunden, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 177, 1915, auch selbständig; Stud. zur Lexikographie und Grammatik des Altsüdarab. 1–3, ebenda, 178, 1915/16, 185, 1917, 213, 1931, auch selbständig; Kataban. Texte zur Bodenwirtschaft 1, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 194, 1919, 2, 198, 1923; Die Inschriften an der Mauer von Kohlan-Timna, ebenda, 200, 1924; Das öff. Leben in den alten südarab. Staaten, in: Hdb. der altarab. Altertumskde., hrsg. von D. Nielsen, 1, 1927; Altsab. Texte 1, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 206, 1927, 2. in: Wr. Z. für die Kde. des Morgenlandes 39, 1932; Zur Interpretation altsüdarab. Inschriften, gem. mit M. Höfner, 1–3, ebenda, 43, 1936; etc. Hrsg.: Der Diwân des ’Ubaid-Allâh Ibn Kais ar-Rukajjât, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 144, 1902; Altsüdarab. Inschriften, in: Altoriental. Texte und Bilder zum Alten Testament, hrsg. von H. Greßmann, 1, 2. Aufl. 1926; etc. Übers.: Das Buch Hiob, in: Wr. Z. für die Kde. des Morgenlandes 45, 1938; etc.
Literatur: Almanach Wien 96, 1946, S. 81 ff.; K. Mlaker, N. R., in: Archiv für Orientforschung 15, 1945–51, S. 188 f.; M. Höfner, Der österr. Anteil an der Erforschung Südarabiens, in: Bustan 3, 1962; Die Karl-Franzens-Univ.Graz. Fünfjahr-Buch 3, 1982, S. 37 f.; Kürschner, Gel. Kal., 1925–41; V. v. Geramb, Verewigte Gefährten, (1952), S. 106 ff.; UA, Allg. Verw. ¿., beide Wien; UA Graz.
Autor: (F. Lochner v. Hüttenbach)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 113f.
geboren in Alexandria
gestorben in Graz

Lifeline