Reitterer, Franz X.

Reitterer Franz X., Ps. Franz von Friedberg, Schriftsteller, Politiker und Verleger. * Friedberg (Stmk.), 21. 9. 1868; † Budweis (Ceské Budejovice, Böhmen), 29. 7. 1932.

Sohn eines Wagners und Kleinhäuslers; besuchte 1881–87 das Gymn. am fürstbischöflichen Knabenseminar in Graz, danach bis 1891 das Gymn. der Jesuiten in St. Andrä i. L. und war auch kurze Zeit Novize des Ordens in Tyrnau (Trnava). 1892–96 arbeitete R. als Red. und Schriftsteller beim Kal.Verlag Steinbrener in Winterberg (Vimperk). 1896 übersiedelte er nach Budweis, wo er die Führung einer verschuldeten Druckerei übernahm und in der Folge die Verlagsanstalt Moldavia begründete. Innerhalb kurzer Zeit verstand es R., sich als Hrsg. und Begründer von Ztg. und Z. einen prominenten Namen innerhalb des Sudetendeutschtums zu schaffen. Als Publizist nahm er sich vor allem der Bauern und Handwerker an und förderte den Zusammenschluß von Interessensgruppen. So begründete R. 1897 die Wochenztg. „Der Dorfbote“, als deren Folge die Gründung des Österr. (ab 1900 Dt.-österr.) Bauernbundes (1898), an der R. führend beteiligt war, anzusehen ist. 1901 folgte die Gründung der Dt. Bauernpartei, 1905 der Dt. Agrarpartei, als deren Abg. R. 1908 in den böhm. Landtag einzog. Seine zweite durchschlagende Ztg.Gründung war „Der Handwerker“ (1906); die Gründung des Dt.-österr. Handwerkerbundes (1909) war die log. Folge. R. begründete bzw. kaufte eine Reihe weiterer Ztg. und Z. für den böhm., mähr. und schles. Raum, u. a. das Wochenbl. „Südböhmische Volkszeitung“ sowie die schöngeistige Ms. „Waldheimat“, und machte so die Moldavia (1928 130 Mitarbeiter) zu einem Journalist. Zentrum des Deutschtums dieser Länder. Mit dem Ende der Monarchie zog sich R. aus der Politik zurück und widmete sich ganz Verleger. Bildungsaufgaben sowie dem Obst- und Gartenbau, wobei er nicht nur Fachliteratur – u. a. die Z. „Der Gartenfreund“ – anbot, sondern auch selbst Versuchskulturen anlegte. Schon als Gymnasiast betätigte sich R. als Dramatiker und Lyriker und publ. u. a. auch in Roseggers „Heimgarten“. Daneben interessierte er sich bes. für Heimatkde. Er machte sich auch als Sammler hist. Quellen zur Geschichte von Friedberg verdient.


Werke: D’Hausnoda, 1894 (Schwank); Der Winkelschreiber, 1894 (Schwank); Wohin mit Oesterr.?, 1899; Böhmens Steuerleistung . . ., 1904; Erlebt und erlauscht, 1909; Die nationalen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Böhmerwaldes, 1919; Beitrr. zu einer Geschichte der Stadt und des Bez. Friedberg in der Stmk., 2 Bde., 1931–32; etc.
Literatur: Tagespost (Graz) vom 31. 7. und 1. 8. (Abendausg.) 1932; Grazer Volksbl. und Wechselschau vom 4., Landbund-Stimmen und Ostland vom 13. 8. 1932; J. Peter, F. X. R. zu seinem 60. Geburtstage . . ., in: Waldheimat 5, 1928, S. 146 ff.; F. X. R. †, ebenda, 9, 1932, S. 141 f.; K. Adam-Kappert, F. X. R., in: Heimgarten 56, 1932, H. 19, S. 18; Brümmer; Giebisch-Gugitz; Kosch; Kosch, Kath. Deutschland; Leimbach 8; F. Posch, Geschichte des Verwaltungsbez. Hartberg 1/2, 1978, S. 495 f.
Autor: (A. L. Schuller)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 71f.
geboren in Friedberg
gestorben in Budweis

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