Reil, Johann Anton Friedrich

Reil Johann Anton Friedrich, Schriftsteller und Schauspieler. * Koblenz-Ehrenbreitstein, Rheinland-Pfalz (BRD), 2. 2. 1773; † Wien-Penzing, 22. 7. 1843.

Sohn eines Zuckerbäckers; war zuerst Herrschaftsbeamter, ehe er sich 1794 dem Schauspielerberuf zuwandte und auf Bühnen in Brünn (Brno), Laibach (Ljubljana), Innsbruck und Regensburg auftrat. 1800–1805 und 1809–31 gehörte R. dem Ensemble des Wr. Hofburgtheaters an, wo auch seine Frau, Franziska R., geb. Adler, spielte; dazwischen war er in Stuttgart und Salzburg – auch als Regisseur – tätig. Nach seiner Pensionierung war er Kammerdiener am k. Hof und starb in Armut. Landeskundliche Interessen führten R. von romant. Landschaftserlebnis zu wiss. Erforschung des Waldviertels. „Das Donauländchen . . .“, eine erwanderte hist.-topograph. Bestandsaufnahme der k. Familiengüter im südlichen Waldviertel, ist eine wichtige Quelle für Sozialgeschichte und Volkskde. des Vormärz. Als erste Monographie einer niederösterr. Landschaft ist das Werk ein Markstein in der Entwicklungsgeschichte der Landeskde. R.s Schauspiele, Singspieltexte und Gelegenheitsdichtungen (u. a. patriot. Ged. zu Ehren des K.) hingegen waren nur von ephemerer Bedeutung.


Werke: Hauptrollen: Sarmiento (C. Brentano, Valeria oder Vaterlist); M. Attilius Regulus (H. J. v. Collin, Regulus); Nathan (G. E. Lessing, Nathan der Weise); Miller (F. v. Schiller, Kabale und Liebe); etc. – Publ.: Paul und Virginie, 1794; Der Friede im Thale, 1798; Der erste May oder der reiche Poet, 1816; Der Wanderer im Waldviertel. Ein Tagebuch für Freunde österr. Gegenden, 1823, Neuausg., bearb. von A. Zak, 1929 (mit biograph. Vorwort von H. Güttenberger), zuletzt hrsg. und eingeleitet von W. Häusler, 1981 (mit Literaturverzeichnis); Glaube, Hoffnung, Liebe (vertont von F. Schubert), 1828; Was macht euch glücklich?, 1829; Das Donauländchen der k. k. Patrimonialherrschaften im Viertel Obermannhartsberg in NÖ, 1835; Der Gang zum Eisenhammer (Musik von K. Kreuzer), 1838 (Operntext); Beitrr. in Almanachen; etc.
Literatur: R. Smekal, C. Brentano als Burgtheaterkritiker, in: Alt-Wr. Kal. . . . 1925, (1925), S. 122, 124 f., 131, 136; F. Raubal, Das Donauländchen. J. A. F. R. und sein Werk, in: Das Waldviertel 15, 1966, S. 288 ff.; N. Simmer, J. F. A. R. und das „Donauländchen“, ebenda, 18, 1969, S. 9 ff.; ders., Aus dem Leben des Waldviertelentdeckers J. F. A. R., ebenda, 18, 1969, S. 301 ff.; ders., Wie der Hofschauspieler J. F. A. R. zum „Wanderer im Waldviertel“ wurde, ebenda, 32, 1983, S. 88 ff.; Brummer, 18. Jh.; Giebisch–Gugitz; Goedeke, s. Reg.; Graeffer–Czikann; Kosch; Kosch, Kath. Deutschland; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater 1818–1837. Tagebuchbll. . . . 1–2, 1889, s. Reg.; H. Güttenberger, Heimatfahrten von heute und gestern, 1925, s. Reg.; 175 Jahre Burgtheater . . ., (1954), s. Reg.; M. v. Alth, Burgtheater 1776–1976, (1976), Reg.Bd., S. 28, 292.
Autor: (W. Häusler)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 39
geboren in Koblenz
gestorben in Wien

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