Rank, Otto

Rank Otto, Psychoanalytiker, Philosoph und Schriftsteller. * Wien, 22. 4. 1881; † New York, N. Y. (USA), 31. 10. 1939.

Sohn eines Privatbeamten, hieß bis 1909 Rosenfeld; stud. 1908–12 an der Univ. Wien Germanistik und klass. Philol., 1912 Dr. phil. R. war einer der frühesten Mitarbeiter Freuds (s. d.), der ihn in väterlicher Weise förderte. Er wurde Sekretär der Wr. Psychoanalyt. Ges. und 1912 Mithrsg. der internationalen Z. für Psychoanalyse „Imago“. R. entfernte sich jedoch immer mehr von den grundlegenden Ideen Freuds und seines Kreises. Er stimmte in der Bewertung der Sexualität als Zentralkraft mit Freud nicht überein und setzte dessen pessimist. determinist. Auffassung vom Menschen seine eigene idealist. entgegen, bes. in der Beurteilung des Willens als treibende Kraft der Persönlichkeit. Nach dem endgültigen Bruch (1926) mit der Psychoanalyt. Ges. ging er nach Paris. Er unternahm häufig Vortragsreisen in die USA und ließ sich 1936 dauernd in New York nieder. R. übte auf das Gebiet von Psychotherapie und „Casework“ einen starken Einfluß aus. Seine Anweisungen, den Willen des Hilfesuchenden zu stärken, sich mehr auf dessen gegenwärtige Situation zu konzentrieren und die Therapie zeitlich zu begrenzen, wurden Grundsätze einer neuen Richtung des „Casework“ (Pennsylvania School). R.s Interesse war aber schon seit langer Zeit weit über die Grenzen der klin. Psychol. auf die Gebiete von Mythos, Kunst und Religion, vor allem aber auf das Phänomen des künstler. Schaffenden konzentriert.


Werke: Der Künstler, 1907, 4. Aufl. (= Imago-Bücher 1), 1925; Der Mythus von der Geburt des Helden (= Schriften zur angewandten Seelenkde. 5), 1909, engl. 1914, Neuaufl. 1952; Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage, 1912, 2. Aufl. 1926, französ. 1934; Das Trauma der Geburt . . . (= Internationale Psychoanalyt. Bibl. 14), 1924, französ. 1928, engl. 1929, Neuaufl. 1952, portugies. 1934; Die Don Juan-Gestalt, 1924, französ. 1932, engl. 1975; Entwicklungsziele der Psychoanalyse, gem. mit S. Ferenczi, 1924, engl. 1925; Technik der Psychoanalyse, 3 Bde., 1926–31, Bd. 2–3: Will Therapy . . ., 1936, Neuaufl. 1950; Grundzüge einer Genet. Psychol., 3 Tle., 1927–29; Seelenglaube und Psychol., 1930, engl. 1950; Art and Artists, 1932, Neuaufl. 1948; Beyond Psychology, 1939, Neuausg. 1958; etc. Red.: Imago, gem. mit H. Sachs, 1912 ff.
Literatur: Enc. Fil.; Enc. Jud.; Jew. Enc.; J. Taft, O. R., a Biographical Study, 1958 (mit Werksverzeichnis); F. B. Karpf, The Psychology and Psychotherapy of O. R., 1953, Neudruck 1970 (mit Werks- und Literaturverzeichnis); Vienna Psychoanalytic Society 1906–08, 1, hrsg. von H. Nunberg und E. Federn, 1962, s. Reg.; Journal of the O. R. Association, 1966 ff.; International Enc. of the Social Sciences, hrsg. von D. L. Sills, 13, 1968; Who was who in America 4, 1968; A. Zottl, Erziehung zum Über-Menschen. Individualität, Kreativität und Wille bei O. R., 1980 (mit Werksverzeichnis); UA Wien.
Autor: (S. Wachstein)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 415f.
geboren in Wien
gestorben in New York City

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