Ratzenberger, Franz

Ratzenberger Franz, Schriftsteller und Seelsorger. * Schwedler (Švedlár, Slowakei), 23. 8. 1863; † Bela (Spišská Belá, Slowakei), 1. 12. 1930.

Sohn eines Landwirts und Tischlers; zunächst zum Tischler bestimmt, besuchte er jedoch ab 1876 das Gymn., danach vier Jahre die evang. theolog. Akad. in Eperjes (Prešov). Er legte die Pfarrerprüfung ab und stud. 1888 zwei Semester als Stipendiat an der evang. theolog. Fak. der Univ. Greifswald. Von dort aus bereiste er den Norden und Westen Deutschlands. Nach der Rückkehr in die Heimat übernahm er zunächst für kurze Zeit eine Vikarstelle in Topperz (Toporec), dann – für drei Jahre – in Cervenica. 1893 wurde er Vikar und Religionslehrer, später auch Volksschullehrer in Leutschau (Levoca). 1908 übersiedelte er nach Bela, wo er das Pfarramt ausübte. Literar. angeregt und in seinem frühen Schaffen bestärkt wurde R. bes. durch den Oberzipser Dichter E. Lindner (s. d.). Schon als Gymnasiast hatte R. Gedichte in Hochdt. verfaßt, 1882 wandte er sich der Mundartdichtung zu. 1885 erschienen seine ersten Veröff. in der „Karpatenpost“, ab 1890 im „Zipser Boten“. R., dem Volkstum der Gründler, der Bewohner der Unterzips, zugehörig, wurde der bekannteste Mundartdichter seiner Heimat. Die Besonderheiten der Unterzipser Mundart, die er durch seine Dichtung bewahrte, führten jedoch zu Rezeptionsschwierigkeiten bei den Zeitgenossen. Anschaulich und zuweilen humorist. schildert er in seinen Gedichten den Alltag der Bewohner und bodenständige Volksbräuche. Seine Bekenntnislyrik zeigt unmittelbaren und starken Gefühlsausdruck. Er veröff. auch eine R. volkskundlicher Aufsätze in Zipser Z. und Ztg. Als Buchausg. erschien nur eine in die gemeinverständliche Schreibung der Zipser Mundart übertragene postume Auswahl der Gedichte R. s.


Werke: Iba Pëag ond Tol. Grëndla Gedichtechen, hrsg. von J. Gréb und J. Loisch, 1935; zahlreiche Beitrr. in Z. und Ztg.
Literatur: Giebisch–Gugitz; Nagl–Zeidler–Castle 4, S. 1431; J. Loisch, F. R., in: Iba Pëag ond Tol. Grëndla Gedichtechen, hrsg. von J. Gréb und J. Loisch, 1935, S. 235 ff.; K. K. Klein, Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, 1979, S. 440 f.
Autor: (V. Hanus)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 434
geboren in Švedlar
gestorben in Spišská Belá

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