Rauter, Johann Bapt. Albin

Rauter Johann Bapt. (Hanns) Albin, SS-Führer. * Klagenfurt, 4. 2. 1895; † bei Den Haag, 25. 3. 1949 (hingerichtet).

Stud. zwischen 1912–21 an der Techn. Hochschule in Graz. 1915 kam er als Einjährig-Freiwilliger zum k. k. Landwehr IR 4 (später Gebirgsschützenrgt. 1), 1916 Lt. i. d. Res. Nach dem Krieg schloß er sich der Grazer Studentenwehr an und wurde 1922 Stabschef des Steir. Heimatschutzes. 1929 avancierte er zum Zweiten Bundesstabschef der Österr. Heimwehren, 1930 zum Ersten Stabschef. Im Zuge der Grazer Studentenkrawalle wurde er im Juni 1933 verhaftet. Nach seiner Freilassung ging er nach München, wo er maßgeblich an den Eingliederungsverhh. für den Steir. Heimatschutz in die NSDAP beteiligt war. Im November 1933 wurde er von SA-Obergruppenführer Reschny in dessen Stab aufgenommen und leitete bis Herbst 1934 die von ihm selbst gegründete sog. Kampfgruppe der Dt.-Österreicher im Reich. 1935 SS-Oberführer für bes. Angelegenheiten, 1937 Stabschef des Höheren SS- und Polizeiführers in Schlesien, Bach-Zelewski. 1938 rückte er an der Spitze der Österr. Legion in Österr. ein und war im selben Jahr maßgeblich an den Ausschreitungen gegen die jüd. Bevölkerung in Breslau/Wroclaw (Reichskristallnacht) beteiligt. 1940–45 war er Höherer SS- und Polizeiführer beim Reichskommissar für die besetzten niederländ. Gebiete, Seyss-Inquart. 1943 SS-Obergruppenführer. R., dessen Einfluß in den besetzten Niederlanden in manchen Belangen größer war als der des Reichskommissars, trägt die Verantwortung für zahllose Repressalien gegenüber der Bevölkerung und für die Massendeportation der Juden. 1948 wurde er von einem Sondergerichtshof in Den Haag u. a. wegen der Schuld am Tod von 127 500 Holländern und 104 000 Juden zum Tod durch Erschießen verurteilt.


Literatur: Het Proces R. (= Rijksinst. voor Oorlogsdocumentatie: Bronnenpublicaties, Processen 5), 1952; R. Hilberg, The Destruction of the European Jews, 1961, s. Reg.; H. Höhne, Der Orden unter dem Totenkopf, 1968, s. Reg.; H. J. Neumann, A. Seyss-Inquart, 1970, s. Reg.; W. Rosar, Dt. Gemeinschaft. Seyss-Inquart und der Anschluß, 1971, s. Reg.; B. F. Pauley, Hahnenschwanz und Hakenkreuz. Der Steir. Heimatschutz und der österr. Nationalsozialismus 1918–34, 1972, s. Reg.; De SS en Nederland. Documenten uit de SS-archieven 1935–45, 2 Bde., hrsg. von N. K. C. A. In’t Veld (= Rijksinst. voor Oorlogsdocumentatie: Bronnenpublicaties, Documenten 2), 1976, s. Reg.; F. L. Carsten, Faschismus in Österr., 1977, s. Reg.; A. Schimany, H. A. R., Manuskript, Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstandes, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien (Dokumentation) und KA, alle Wien; Rijksinst. voor Oorlogsdocumentatie, Amsterdam.
Autor: (Ch. Tepperberg)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 444f.
geboren in Klagenfurt
gestorben in 's-Gravenhage

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