Procházka, Rudolf Frh. von

Procházka Rudolf Frh. von, Ps. Leon Elms, Jurist, Musikschriftsteller und Komponist. * Prag, 23. 2. 1864; † Prag, 23. 3. 1936.

Cousin des Off. Ottokar Frh. v. P. (s. d.); stud. 1883–87 an der Dt. Univ. Prag Jus, daneben bei Förster, Fibich (s. d.) und Grünberger Musik. Ab 1888 im Staatsdienst, war er bei den Bez.-Hauptmannschaften in Eger (Cheb) und Asch (Aš), ab 1897 in Prag beim Landesschulrat, zuletzt bei der Statthalterei tätig. Er setzte dort die Errichtung eines selbständigen Musikreferates durch, das er 1910–25 leitete. 1922 Min.Rat, 1925 i. R. P., ein Fachmann in Sachen des Urheberrechtes, wirkte u. a. als Regierungsvertreter im Arbeitsausschuß für das dt. Volkslied in Böhmen. 1920 Mitbegründer und erster Präs. des Kuratoriums der Dt. Musikakad. 1906–18 beteiligte er sich als Mitgl. des Verwaltungsausschusses und Vorstand des Archivs (1912) an der Leitung des Prager Konservatoriums. Er kommentierte in zahlreichen Kritiken das Prager Musikleben und betätigte sich auch als Mozartforscher. P., dessen Klavierwerke sich von der Prager Salonmusik herleiten, war als Liederkomponist dem Schaffen von R. Franz und Mozart verbunden.


Werke: Das Glück (Oper, Text von Th. Kirchner), 1898; Christus (Oratorium, nach eigenem Text), 1901, tschech. 1903; Romanze, op. 9, 1905; Trauer und Trost (3 Gesänge), 1913; Zwei symphon. Lieder, op. 24, 1913; Jahre und Gedanken, 1914; Episoden (Phantasie), 1930; Harfner Variationen, op. 16, 1933; Vater unser, 1935; In memoriam (Streichquartett); Sphär. Geige (5 Stücke); Prager Dame (Capriccio); etc. – Publ.: Asteroïden (Gedichte und Aphorismen), 1887; Mozart in Prag, 1892, 4. –5. Aufl.: Mozart in Böhmen, hrsg. von P. Nettl, 1955; R. Franz (= Reclams Universal-Bibl. 3273/74), 1894; Arpeggien. Musikal. aus alten und neuen Tagen, 1897, 2. Aufl.: Musikal. Streiflichter, 1901; J. Strauss (Sohn) (= Berühmte Musiker 10), 1898, 3. Aufl. 1913; Aus fünf Jhh. (Kat. zur Musikausst. Prag), 1911; Das romant. Musik-Prag, 1914; Der Kammermusikver. in Prag, 1926, 2. Aufl. 1927; Musikal. Wörterbüchlein, 1927. Bearb.: B. Kothe, Abriss der allg. Musikgeschichte, 8.–12. Aufl. 1909–29. Kritiken in Prager Tagbl., 1899–1911, und Prager Abendbl., 1925–36; etc.
Literatur: Der Auftakt 6, 1926, S. 239 ff.; E. Janetschek, R. F. P. zu seinem 70. Geburtstag, ebenda, 14, 1934, S. 32 f.; Radiojournal 13, 1936, n. 25, S. 40; Cyril 62, 1936, S. 42 f.; Brümmer; Cernušák–Štedron–Novácek; Die Mosik in, Geschichte und Gegenwart; Einstein; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosel 2; Masaryk; Muser; Otto 20, Erg.Bd. V/1; Riemann; C. Hunnius, R. v. P., ein dt. Tondichter Böhmens, 1902; J. Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag 1811–1911, 1911; R. Frh. v. Procházka, Meine zweiunddreißig Ahnen und ihre Sippenkreise, 1928, S. 11 ff. (mit Werksverzeichnis); R. Lobosický, Za R. F. P., in: V. Blažek, 125 let konservatore hudby v Praze, 1936, S. 410 f.; V. Helfert–E. Steinhard, Die Musik in der Tschechoslowak. Republik, 1938; R. Quoika, Die Musik der Dt. in Böhmen und Mähren, 1956, S. 119.
Autor: (A. Myslík)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 297f.
geboren in Prag
gestorben in Prag

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