Puch, Johann

Puch (Puh) Johann, Industrieller. * Sakuschak b. Pettau (Sakušak, Unterstmk.), 27. 6. 1862; † Agram (Zagreb), 19. 7. 1914.

Sohn eines Kleinhäuslers; machte sich nach Erlernung des Schlosserhandwerks in Pettau (Ptuj) 1889 als Fahrradmechaniker in Graz selbständig. 1891 nahm er die Erzeugung von Fahrrädern auf, verkaufte jedoch 1897 das florierende Unternehmen und verpflichtete sich, zwei Jahre kein Konkurrenzunternehmen zu errichten. 1899 gründete P. die J. P. – Erste steiermärk. Fahrrad-Fabriks AG, als deren Gen.Dir. er bis 1912 fungierte. Er setzte seine Fahrräder bei internationalen Bahn- und Straßenrennen ein und errang durch zahlreiche Erfolge europ. Ruf. 1901 konstruierte er sein erstes Automobil, bei dem es aus Kapitalmangel zunächst auch blieb. Gleichzeitig entwickelte P. ein dreirädriges Motorrad und nahm 1903 die Fabrikation von Motorrädern auf. P. kannte vom Fahrradgeschäft den Wert einer guten Reklame. Er inserierte nicht nur großzügig in Ztg., sondern stellte auch ein eigenes Motorrad-Rennteam auf, das bald bei den internationalen Konkurrenzen die vordersten Plätze belegte. 1906 begann er mit der Serienerzeugung von Automobilen, bis 1914 wurden 14 verschiedene Modelle entwickelt. Zahlreiche Siege bei Rennen und Wertungsfahrten gaben Zeugnis von der hervorragenden Qualität der P.-Erzeugnisse: das Semmeringrennen 1907, die militär. Übungsfahrt Wien–Berlin 1908, die klass. Prinz-Heinrich-Fahrten 1908 und 1909, die Tourenfahrt Budapest–Konstantinopel 1912, die Tatra–Adriafahrt 1913, die Karpatenfahrt 1914 und vor allem die Alpenfahrten 1913 und 1914. 1914 erfolgte die Umwandlung des Grazer Unternehmens in die P.-Werke AG. P., der sich vom Schlosserlehrling zum Gen.Dir. und zu einem der größten Industriellen der Österr.-ung. Monarchie emporgearbeitet hatte, beschäftigte 1914 in seinem Grazer Unternehmen ca. 1200 Arbeiter und hatte ein umfangreiches Produktionsprogramm: Fahr- und Motorräder, Sport- und Luxusautos, Last- und Lieferwagen, Omnibusse, Feldbahnmotoren und tragbare Scheinwerferaggregate. Zu seinen Großabnehmern gehörte u. a. die Heeresverwaltung. Das Unternehmen wurde 1928 mit der Österr. Daimler-Motoren AG und 1934 mit der Steyr-Werke AG zur Steyr-Daimler-P. AG fusioniert.


Literatur: Wr. Ztg. vom 20. (Abendausg.), N. Fr. Pr. und RP vom 21. 7. 1914; Tagespost (Graz) vom 20. 7. 1914 (Abendausg.) und 28. 1. 1942; Kleine Ztg. (Graz) vom 24. 6. 1962; Oberösterr. Nachrichten vom 7. 7. 1962 und 18. 7. 1964; Die Presse vom 18. 7. 1964; Vecer vom 30. 7. 1969; Allg. Automobil-Ztg. vom 26. 7. 1914; J. P., avstrijski industrijec slovenskega rodu, in: Prometni vestnik, 1963, S. 178 ff., 205 ff.; G. Pferschy, J. P., in: Steir. Berr. 8, 1964, n. 1, S. 10; H. Seper, 100 Jahre Steyr-Daimler-P. AG, in: Bll. für Technikgeschichte 26, 1964, S. 36 ff.; A. Struna, J. P. (1862–1914), in: Naši znameniti tehniki, 1966, S. 131 ff.; Obzornik, 1969, S. 934 ff.; J. P. – izumitelj avtomobilkega montažnega traku, in: Železar, 1969, S. 16 f.; S. Tarman, J. P. Izumitelj avtomobilskega montažnega traku, in: Življenje in tehnika, 1969, S. 424 ff.; ders., Oce montažnega traku avtomobilske industrije-tehnik J. P., in: Naša obramba, 1971, n. 2, S. 47; Enc. Jug.; Puch 1899–1949, 1949; J. Mentschl, Österr. Wirtschaftspioniere, 1959, S. 134 ff.; J. Mentschl–G. Otruba, Österr. Industrielle und Bankiers (= Österr.-R. 279/81), 1965, S. 181 ff.; Steir. Unternehmer und Industrielle des 19. und 20. Jh., hrsg. von F. Tremel (= Z. des hist. Ver. für Stmk., Sonderbd. 9), 1965, S. 58 ff.; H. Seper, Damals als die Pferde scheuten, 1968, s. Reg.; Stadtarchiv, Graz; KA Wien.
Autor: (H. Seper)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 320f.
geboren in Sakušak
gestorben in Zagreb

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