Prechtler, Johann Otto

Prechtler Johann Otto, Schriftsteller und Beamter. * Grieskirchen (OÖ), 21. 1. 1813; † Innsbruck, 6. 8. 1881.

Wurde nach Stud. in Wien und Linz 1834 Beamter bei der Allg. Hofkammer, als Nachfolger Grillparzers (s. d.) 1856 Dir. des Hofkammerarchivs; 1866 wegen eines Augenleidens vorzeitig i. R. P. veröff. ab 1833 Gedichte im „Linzer Bürgerblatt“, Novellen und Reisebilder in Almanachen und Ztg. 1849 red. er die Z. „Der Patriot“, in der er auch zahlreiche eigene Beitrr. publ. 1867 war er Theaterdichter am Volkstheater in München, kehrte aber 1868 nach Wien zurück. 1842–67 wurden einige seiner Dramen am Wr. Burgtheater aufgeführt. Er verfaßte 38 Opernlibretti, darunter das Textbuch zu Netzers (s. d.) Oper „Mara“ (1842). P., Erbe der Klassik und Romantik (lyr. Formen, Stimmungen), ist stark beeinflußt von Grillparzers dramat. Kunst. Seine dt.-nationale, romfeindliche Haltung zeigte sich bes. deutlich 1848. Viele seiner Dichtungen sind Bearb., vieles ist Gelegenheitsdichtung, reich an Anklängen und Halbzitaten. Sein Werk trägt die Kennzeichen der epigonalen Kunst der Zeit, ein weites Repertoire, Beherrschung der Formen, viel Pathos. Die Gesprächs-Novelle „Die Freistatt der Götter“ (1905), mit vielen literar. Bezügen und Äußerungen P.s über Literatur und das Schöne, ist noch immer interessant. Durch seine zahlreichen Schauspiele und Operntexte wie durch seine die Zeitgenossen ansprechende Lyrik war er um die Mitte des 19. Jh. ein berühmter Mann. Er wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1864 Ehrenbürger von Grieskirchen.


Werke: Dichtungen, 1836; Das Kloster am Traunsee (3 Gesänge), 1847, 2. Aufl. 1869; Ein Jahr in Liedern. Zeitstimmen aus dem Jahre 1848, 1849; F. Grillparzer, in: Illustrirte Ztg. (Leipzig) vom 26. 1. 1861; etc. Dramen: Die blutige Locke, 1833; Die Kronenwächter, 1844; Falconiere, 1846; Kg. Heinrich von Deutschland, 1846, 1870 wiederaufgeführt als: Dt. Kg.; Ein Mann der That, 1848, Neuaufl. 1865; Johanna von Neapel, 1850, als Libretto 1867; Er sucht seine Braut, 1850; Er muß beweisen, 1853; Die Tochter des Waldes, 1858; Kg. Ludwig und sein Haus, 1860; Die wohlerzogenen Kinder, 1863; Ein dt. Herz, 1864; etc. Libretti: Liebeszauber, 1845; Gutenberg, 1846, Neuaufl. 1856; Paquita, 1851; Diana von Solange, 1858; etc. Gedichte: Sommer und Herbst, 1870; Zeit-Accorde, 1873; Das Paradies der Kronprinz Rudolfbahn, 1874; Accorde von der Gisela-Bahn, 1878; etc.
Literatur: Illustrirte Ztg. (Leipzig) vom 20. 1. 1852; Linzer Ztg. vom 3.–5., 8.–12. 1. 1873; Neue Tiroler Stimmen vom 11. 8. 1881; Rieder Volksztg. vom 17. 1. 1963; H. L. Mikoletzky, Der Dichter und Archivar O. P. (1813–81), in: Der Archivar 26, 1973, S. 531 ff.; ADB; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosch, Das kath. Deutschland; Kosch, Theaterlex.; Krackowizer; Nagl–Zeidler–Castle 2–4, s. Reg.; Wurzbach; Album österr. Dichter 2, 1858; J. Kehrein, Biograph.-literar. Lex. der kath. dt. Dichter . . . 2, 1871; O. P. Eine Festgabe zum 21. 1. 1873, 1873; Erinnerungsbll. an das Dichter-Jubiläum O. P.s, 1873; J. v. Helfert, Der Wr. Parnaß im Jahre 1848, 1882, s. Reg.; H. Sittenberger, Das dramat. Schaffen in Österr. (= Stud. zur Dramaturgie der Gegenwart, R. 1), 1898, s. Reg.; R. v. Gottschall, Die dt. Nationalliteratur des 19. Jh. 4, 7. Aufl. 1902, S. 410 f.; A. Müller-Guttenbrunn, Im Jh. Grillparzers . . ., 3. Aufl. 1904, S. 28 ff.; Oberösterr. Männergestalten . . ., hrsg. von E. Straßmayr, 1926, S. 143 ff.; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, 1967, S. 133, 181; Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten, o. J.
Autor: (K. Adel)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 252f.
geboren in Grieskirchen
gestorben in Innsbruck

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