Pohl, Max

Pohl Max, Schauspieler. * Nikolsburg (Mikulov, Mähren), 10. 12. 1855; † Berlin, 10. 4. 1935.

Hieß ursprünglich Pollak. Sohn eines Kaufmannes; stud. nach Absolv. des Akadem. Gymn. in Wien 1872–76 an der Univ. Wien Jus (1877/78 Advokaturskonzipient, 1878 Dr. jur.), Erfolge bei Studentenaufführungen ließen ihn jedoch die schauspieler. Laufbahn ergreifen. Nach einem Engagement in Marburg a. d. Drau/Maribor (1878/79) war P. 1879–82 am Leipziger Stadttheater, wo er – vorwiegend im Charakterfach eingesetzt – unter Dir. A. Förster (s. d.) seine schauspieler. Ausbildung erhielt, 1882/83 wirkte er am Stadttheater in Hamburg, 1883/84 am Dt. Theater in Moskau. Am Dt. Theater in Berlin, dem er nach einem erfolgreichen Gastspiel als Franz Moor 1884–94 unter der Dion. L’Arronges angehörte, gelang P. der künstler. Durchbruch. Nach Gastspieltätigkeit 1894/95 war er 1895–97 unter A. Prasch am Berliner Theater engagiert, 1897–1932 war er Mitgl. des Schauspielhauses (Berlin), 1901–08 Präs. der Genossenschaft Dt. Bühnen-Angehöriger. P.s schauspieler. Domäne war das ernste Charakterfach im klass. Drama, daneben war er ein vorzüglicher Interpret der Rollen Anzengrubers (s. d.) sowie typ. jüd. Gestalten (er beherrschte sogar das Jidd.). Er vertrat den Typus des intellektuellen Schauspielers, der ausgeprägtes Stilgefühl mit scharfem Charakterisierungsvermögen und naturalist. Sprechweise – bei allerdings nicht ausreichend geschultem Organ – verband.


Werke: Hauptrollen: Shylock (W. Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig); Kg. Richard (ders., Kg. Richard III.); Marinelli (G. E. Lessing, Emilia Galotti); Nathan (ders., Nathan der Weise); Franz Moor (F. v. Schiller, Die Räuber); Wurm (ders., Kabale und Liebe); Mephistopheles (J. W. v. Goethe, Faust); Meister Anton (F. Hebbel, Maria Magdalene); Dr. Stockmann (H. Ibsen, Ein Volksfeind); Wurzelsepp (L. Anzengruber, Der Pfarrer von Kirchfeld); Steinklopferhanns (ders., Die Kreuzelschreiber); etc. – Publ.: 40 Jahre Rampenlicht (= Wie ich wurde 2), 1919.
Literatur: Dt. Allg. Ztg. vom 10. 4., N. Wr. Tagbl. und Neues Wr. Journal vom 11. 4. 1935; W. Turszinsky, Vom Schauspielerparlament, in: Bühne und Welt 11, 1908/09, S. 297 f.; Eisenberg; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Wininger; Das geistige Berlin, hrsg. von R. Wrede und H. v. Reinfels, 1, 1897; W. Russo, Goethes Faust auf den Berliner Bühnen (= German. Stud. 32), 1924, S. 119, 122, 124, 131, 133 f., 157 ff.; K. Raeck, Das Dt. Theater zu Berlin unter der Dion. A. L’Arronge, 1928, S. 89 f.; J. Bab, A. Matkowsky, 1932, S. 45; H. Sievers, Hebbels „Maria Magdalene“ auf der Bühne (= Hebbel-Forschungen 23), 1933, S. 196 ff.; M. Koch, Das Kgl. Schauspielhaus in Berlin unter B. Gf. v. Hochberg (1886–1902), phil. Diss. Berlin, 1957; H.-G. Reichel, Das Kgl. Schauspielhaus unter G. Gf. v. Hülsen-Haeseler (1903–18), phil. Diss. Berlin, 1962; C. Rhode, Das „Berliner Theater“ von 1888–99, phil. Diss. Berlin, 1966; UA, Rechtsanwaltskammer für Wien, NÖ und das Burgenland, Archiv des Akadem. Gymn., alle Wien.
Autor: (E. Lebensaft–H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 37, 1980), S. 155f.
geboren in Nikolsburg
gestorben in Berlin

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