Pollak, Ferdinande

Pollak Ferdinande, geb. Schmittlein, Schauspielerin. * Kassel (BRD), 26. 3. 1854; † Wien, 14. 7. 1915.

Trat unter ihrem Mädchennamen auf, war mit dem Schauspieler Heinrich P., Ps. Heinrich Prechtler, (* Wien, 26. 1. 1857; † Bad Hofgastein, Salzburg, 24. 8. 1917) verheiratet. Ohne Schauspielunterricht erhalten zu haben, war P. 1874–79 in Königsberg (Kaliningrad) engagiert, ab 1880 am Stadttheater Breslau (Wroclaw) – hier lernte sie ihren späteren Mann kennen – und 1883–94 am Hoftheater in Weimar, an dem sie sich in erster Linie als Charakterdarstellerin profilierte. 1894 holte O. Brahm sie nach Berlin ans Dt. Theater, 1896 wurde sie gem. mit ihrem Mann, der bis dahin in Prag und an verschiedenen Bühnen in Deutschland, zuletzt in Berlin, sowie als Gast am Irving Place Theatre in New York gespielt hatte, ans Dt. Volkstheater in Wien verpflichtet, 1898 – wieder gem. mit ihrem Mann – ans Burgtheater. 1902 zur Hofschauspielerin ernannt, war sie jedoch an diesem Theater eher unterbeschäftigt und nicht immer ihrem Talent entsprechend eingesetzt. Trotzdem hatte sie, immer mehr ins Mütterfach hineinwachsend, auch in Wien – im Gegensatz zu ihrem Mann – bedeutende Erfolge zu verzeichnen. Bes. eindringlich schuf sie mit scharfer Charakterisierungsgabe und mit den Mitteln natürlichen Spiels und drast. Humors lebensechte, erschütternde Frauengestalten aus dem Volk. Ihre Glanzleistung war neben der Dora Frey in G. Hirschfelds „Die Mütter“ die Frau Wolff in Hauptmanns „Der Biberpelz“. P., die dem Stück 1897 zu seinem durchschlagenden Erfolg in Wien verhalf, zählt zu den bedeutendsten Interpretinnen dieser Rolle.


Werke: Hauptrollen: Rosa (F. Raimund, Der Verschwender); Dorine (Molière, Tartuffe); Claudia (G. E. Lessing, Emilia Galotti); Lona Hessel (H. Ibsen, Die Stützen der Gesellschaft); Betty (A. Schnitzler, Das Vermächtnis); Hanne (K. Niemann, Wie die Alten sungen); Claudios Mutter (H. v. Hofmannsthal, Der Tor und der Tod); Totenweibele (K. Schönherr, Erde); die alte Wittichen (G. Hauptmann, Die versunkene Glocke); Rosina (Th. Rittner, Kinder der Erde); etc.
Literatur: (unter Schmittlein, tw. auch für Heinrich P.) Fremden-Bl. (Abendausg.), Wr. Ztg. (Abendausg.) und N. Wr. Tagbl. (Abendausg.) vom 15. 7., N. Fr. Pr. (Abendausg.) vom 15. und 20. 7. und Neues Wr. Journal vom 16. 7. 1915; Dt. Bühnen-Jb., 1916, S. 188; Eisenberg; Kosch, Theaterlex, (s. Prechtler F.); Nagl–Zeidler–Castle 4, s. Reg.; A. Bartels, Chronik des Weimar. Hoftheaters 1817–1907, 1908; H. Prechtler, Bis ins Burgtheater, 1914; H. Richter, Schauspieler-Charakteristiken (= Theatergeschichtliche Forschungen 27), 1924, S. 211 ff.; K. Glossy, 40 Jahre Dt. Volkstheater, 1929, s. Reg.; E. Frank, Das Burgtheater unter der Dion. von P. Schlenther (1898–1910), phil. Diss. Wien, 1931; M. Loibl-Neuhauser, G. Hauptmann auf den Wr. Bühnen, phil. Diss. Wien, 1935; L. Salzer, G. Hauptmann und das Burgtheater, phil. Diss. Wien, 1935; H. Thimig erzählt . . ., hrsg. von F. Hadamowsky, 1962, s. Reg.; Burgtheater 1767–1976, 2 Bde., o. J., s. Reg.; Wr. Stadt- und Landesarchiv, Wien. Heinrich P.: N. Fr. Pr. vom 25. und Neues Wr. Journal vom 26. 8. 1917; Kosch, Theaterlex. (s. Prechtler H.); Wr. Stadt- und Landesarchiv, Wien.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 37, 1980), S. 167f.
geboren in Cassel
gestorben in Wien

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