Poller, Alfons

Poller Alfons, Mediziner. * Kleinschwadowitz (Svatonovice, Böhmen), 31. 8. 1879; † Wien, 3. 9. 1930 (Selbstmord).

Hieß bis 1911 Pollak. Sohn eines Amtsdieners; absolv. 1893–97 die Inf.Kadettenschule in Triest und nahm 1898 als Lt. aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied. Er holte am Akadem. Gymn. in Wien die Gymnasialmatura nach, stud. an der Univ. Wien zunächst Phil., 1908–14 Med. und beschäftigte sich mit Malerei und Bildhauerei. Noch als Student entwickelte er mit Holzknecht (s. d.), bei dem er als techn. Ass. arbeitete, das erste brauchbare Radiometer. Nach seiner Prom. zum Dr. med. (1914) wählte er die Herstellung von Moulagen zu seinem Arbeitsgebiet. Er erfand dafür mehrere brauchbare negative und positive Abformmassen. 1915 wurde er vom preuß. Kriegsmin. als Vorstand des Moulagenlaboratoriums der K. Wilhelm-Akad. für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin berufen. P. war auch in Aachen und Königsberg (Kaliningrad) tätig, wo unter seiner Aufsicht für verletzte Soldaten künstliche Gliedmaßen hergestellt wurden. Eine Lehrsmlg. kriegschirurg. Modelle geht auf ihn zurück. 1918 wurde P. mit dem Aufbau eines Inst. für darstellende Med. in Wien betraut, 1919 Moulagenpräparator und Vorstand des Inst. für darstellende Med. (mit Lehrauftrag für darstellende Med.), kurz vor dessen Neuadaptierung (1923) wurde er jedoch wegen Sparmaßnahmen entlassen. Der damalige Wr. Polizeipräs. Schober, der die Bedeutung von P.s Verfahren für die Kriminalistik erkannte, stellte ihm ein Laboratorium zur Verfügung. 1926 wurde P. Konsulent der Abformabt. des Erkennungsamtes der Polizeidion. in Wien, 1928 wiss. Vertreter und Verwaltungsrat der Apotela AG in Zürich. P.s Verfahren, mit dem auch die zartesten Objekte abgeformt werden können, wurde in der Folge von den Polizeibehörden der ganzen Welt in ihren Erkennungsdienst aufgenommen.


Werke: Das P.sche Verfahren zum Abformen an Lebenden und Toten sowie an Gegenständen, hrsg. von E. B. Poller und E. Fetscher, 1931 (mit Vorwort von C. v. Economo); Abhh. über bildende Kunst und Phil. in Z.
Literatur: N. Fr. Pr., RP und Volks-Ztg. vom 5. 9. 1930; M. Morold, Dr. A. P. †, in: Der getreue Eckart 8, 1930/31, S. 75; Aus Rübezahls Lex., in: Riesengebirgsheimat, 1965, S. 10; J. Posner, Gedenktage im August, ebenda, 1969, S. 232; Fischer; Jb. der Wr. Ges., 1929; E. Fetscher, Wir lernen pollern, o. J.; M. Hoffmann, Heads and Tales, o. J.; UA Wien; Mitt. E. B. Poller (†), Wien.
Autor: (M. Jantsch)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 37, 1980), S. 182f.
geboren in Malé Svatoňovice
gestorben in Wien

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