Pipitz, Franz

Pipitz Franz (Ernst), Schriftsteller und Journalist. * Klagenfurt, 8. 12. 1815; † Graz, 18. 3. 1899.

Sohn eines gräflich Goëßschen Güterinsp., Halbbruder des Folgenden; stud. in Wien 1832–34 Jus, mußte jedoch aus finanziellen Gründen sein Stud. abbrechen, nahm eine Hofmeisterstelle an und trat schließlich in das Benediktinerstift St. Pauli. L. ein. 1838 floh er in die Schweiz, wo er eine reiche publizist. Tätigkeit entfaltete. Seine Behandlung zeitbezogener Themen (krit. Schriften zum vormärzlichen System in Österr., gegen die Jesuiten etc.) stand in diesen Jahren unter dem Aspekt des liberalen Spät-Josephinismus, in seinen hist. Werken verband er wiss. Akribie mit fesselnder Darstellungsweise: aufgrund seiner umfangreichen Mirabeau-Biographie, einem Bekenntnis zur konstitutionellen Monarchie, wurde P. – Dr. h. c. der Univ. Königsberg (Kaliningrad) und ab 1848 Doz. für Geschichte an der Univ. Zürich – 1851 für die hist. Lehrkanzel in Graz vorgeschlagen. Anfang der 50er Jahre nach Österr. zurückgekehrt, wandte sich P. mehr dem Gebiet der Volkswirtschaft zu. Von Brück (s. d.) nach Triest berufen, machte er sich ab 1851 als Red. (gem. mit J. Löwenthal, s. d.) und später Eigentümer der neugegründeten „Triester Zeitung“, 1853–56 als Red. der „Oesterreichischen Marine-Zeitschrift“ (wieder gem. mit Löwenthal) sowie als Vizesekretär der Triester Handels- und Gewerbekammer um die Entwicklung Triests zur führenden Handels- und Hafenstadt verdient. Nach seiner Pensionierung (1873) widmete sich P. wieder hist., in erster Linie jedoch naturwiss. Stud. (er besaß gegen Ende des 19. Jh. die größte private Käfersmlg. in Österr.) und blieb korr. Mitgl. der Triester Handels- und Gewerbekammer.


Werke: Fragmente aus Österr., 1839; Die Gf. v. Kyburg, 1839; Memoiren eines Apostaten, 1842; Der Jakobiner in Wien, 1842, 3. Aufl. 1848; Zur Kenntnis der Ges. Jesu, 1843, 2. Aufl. 1847; Bücher und Menschen, 1846; Verfall und Verjüngung. Stud. über Österr. in den Jahren 1838–48, 1848; Mirabeau. Eine Lebensgeschichte, 2 Bde., 1850; A. v. Tschabuschnigg, in: Album österr. Dichter, Bd. 1, 1850; Abhh. in Entomolog. Nachrichten 5–6, 1879–80; etc. Hrsg.: Bibl. ausgewählter Memoiren des 18. und 19. Jh., gem. mit G. Fink, Bd. 1 ff., 1844 ff.
Literatur: Triester Ztg. vom 20. und 21. 3., Wr. Ztg. und Tagespost (Graz) vom 23. 3. 1899; Insekten-Börse 16, 1899, S. 73; Miscellanea entomologica (Narbonne) 7, 1899, S. 72; M. Ortner, Dr. F. E. P., in: Carinthia I, 100, 1910, S. 59 ff.; Biograph. Jb. 4, 1900, 14, 1912; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosch, Das kath. Deutschland; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 2–4, s. Reg.; Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 5, 1850, S. 728 ff.; Wurzbach; R. Cefarin, Kärnten und die Freimaurerei, 1932, S. 150 ff.; E. Nußbaumer, Geistiges Kärnten, 1956, s. Reg.; C. Pagnini, I giornali di Trieste dalle origini al 1959 (= Collana di monografie sui problemi della stampa 3), 1959, S. 175; W. Kosch, Biograph. Staatshdb. 2, 1963; W. Derksen–U. Scheiding-Göllner, Index litteraturae entomologicae. Ser. 2, Bd. 3, 1968, S. 394; UA Graz; Mitt. A. Kurir, Wien.
Autor: (E. Lebensaft)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 87f.
geboren in Klagenfurt
gestorben in Graz
studierte in Wien 1832-1834
flüchtete nach Schweiz 1838
war Journalist in Triest 1851
war Ordensbruder/Mönch Stift St. Paul im Lavanttal -1838
war Ehrendoktor Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr.
war Dozent Universität Zürich 1848-1851
war Redakteur Triester Zeitung 1851
war Redakteur Österreichische Marine-Zeitschrift 1853-1856
war Vizesekretär Handels- und Gewerbekammer Triest -1873

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