Pindter, Emil Friedrich von

Pindter Emil Friedrich von, Journalist. * Ung. Hradisch (Uherské Hradište, Mähren), 19. 12. 1836; † Berlin-Charlottenburg, 28. 8. 1897.

Sohn eines Finanzbeamten; diente 1853–60 in der österr. Armee (1859 Unterlt. 2. Kl. beim IR 17); war dann Red. der „Bohemia“ und der amtlichen „Lemberger Zeitung“. Ab März 1865 war er im Dienste des österr. Ministerpräs., mit dem Auftrag, in Berlin als polit. Informant zu arbeiten (Informationsbriefe, bes. 1865/66). Im September 1865 trat er in die Red. der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ ein, ab 1866 stellvertretender, 1872–94 Chefred., 1872 preuß.-dt. Staatsangehöriger, 1876 Mitbegründer der dt.-konservativen Partei. Als Forum diente die offiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“, die Ztg. Bismarcks. Nach 1872 hatte P. den Auftrag, die Regierung tatkräftig zu unterstützen und die nationale Entwicklung Deutschlands zu fördern, wobei er aber den Akzentstärker auf die Außenpolitik verlagerte. In der Vorbereitung des Dreikaiserabkommens (1884) galt er im Berliner Auswärtigen Amt (Holstein) als wichtiger Mittelsmann zur österr. Regierung. P. vertrat den österr. Standpunkt auf dem Balkan bes. in der bulgar. Krise ab 1885 und vermochte dabei – trotz beengender Pressedirektiven Bismarcks – die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zu einem diplomat. Sprachrohr mit europ. Ruf zu entwickeln. Bismarcks Ansinnen, nach seiner Entlassung (1890) in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ eine Möglichkeit zur publizist. Einwirkung auf die weitere polit. Entwicklung zu erhalten, lehnte P. ab. Statt dessen überzeugte er Caprivi von der Notwendigkeit einer weiteren pressepolit. Verbindung der Regierung mit der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“. P. gründete Anfang 1895 die konservative „Charlottenburger Zeitung“, hatte jedoch, wie bei weiteren von ihmunternommenen Versuchen, journalist. wieder Boden zu gewinnen, keinen Erfolg.


Werke: Der Feldzug von 1859. Das Vorspiel zu den Ereignissen von 1866–70, 1871; etc. Manuskripte: Reflexionen für die Zukunft, Bundesarchiv Koblenz, BRD; Tagebücher 1865–97, Polit. Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn.
Literatur: Reichenberger Ztg. vom 1. 9. 1897; Festausgabe 75 Jahre Dt. Allg. Ztg. vom 1. 10. 1936; Mitth. des Nordböhm. Excursions-Clubs 23, 1900, S. 110; Jb. für die Geschichte Mittel- und Ost-Deutschlands 2, 1953, S. 191 ff.; Biograph. Jb. 4, 1900; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1963; M. Overesch, Presse zwischen Lenkung und Freiheit – Preußen und seine offiziöse Ztg. von der Revolution bis zur Reichsgründung 1848–71/72, 1974; H. Hink, Bismarcks Pressepolitik in der bulgar. Krise und der Zusammenbruch seiner Regierungs-Presse (1885–90), 1977; KA Wien; Mitt. L. Mikoletzky, Wien.
Autor: (M. Overesch)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 80f.
geboren in Uherské Hradiště
gestorben in Berlin
war Informant in Berlin 1865
diente bei K.u.k. Infanterieregiment „Ritter von Milde“ Nr. 17 1853-1860
war Redakteur Bohemia
war Redakteur Lemberger Zeitung (Amtlich)
war Informant Österreich. Kaisertum. Ministerpräsidium 1865
war Journalist Norddeutsche Allgemeine Zeitung 1865-1866
war stellvertretender Chefredakteur Norddeutsche Allgemeine Zeitung 1866-1872
war Chefredakteur Norddeutsche Allgemeine Zeitung 1872-1894
war Mitbegründer von Deutschkonservative Partei 1876

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