Okoń, Eugeniusz

Okon Eugeniusz, Politiker und Seelsorger. * Radomysl nad Sanem, Kr. Tarnobrzeg (Galizien), 25. 12. 1881; † Ölse (Olszany, Schlesien), 19. 1. 1949.

Bauernsohn; stud. aus materiellen Gründen kath. Theol., 1906 Priesterweihe. O. beschäftigte sich schon früh mit Politik und trat zunächst der allpoln. Partei bei, die er nach einem Streit verließ. 1913 eroberte er in seinem Wahlkr. ein Abg. Mandat im Landtag. Während des Ersten Weltkrieges nicht aktiv, schloß er sich dem von Stapinski angeführten linken Flügel der Bauernpartei an. Durch die revolutionären Massenaktionen der Bauern im Kr. Tarnobrzeg kam O. an die Spitze der nach dem Zusammenbruch der Monarchie ausgerufenen Tarnobrzeg-Republik (6. 11. 1918). Im Jänner 1919 wurde er von den geistlichen Behörden suspendiert, erhielt aber im gleichen Wahlkr. ein Abg.Mandat im Landtag. O. verband sich mit dem radikalen Klub Wyzwolenie (Befreiung) der Anhänger der Bauernpartei aus dem ehemals russ. Tl. Polens und gründete 1919 eine eigene, auf der äußersten Linken stehende radikale Bauernpartei. Ab 1920 war er Hrsg. und Red. der unregelmäßig erscheinenden und defizitären Ws. „Chlopska Sprawa“ (Die Sache der Bauern), für die er selbst sämtliche Beitrr. schrieb. 1922 verlegte O. seine radikale Agitation in den südlichen Tl. des Kr. Lublin. Er gründete 1924 die Genossenschaft Jednosc Chlopska (Bauerneinheit) und veranstaltete drei Parteikongresse (1922–26). O. wurde wegen Erschleichung von Wahlgeldern fünfmal vor Gericht gestellt, von Gläubigern gehetzt und nach dem Erlöschen seines Abg.Mandats verhaftet. Er unterwarf sich 1929 den kirchlichen Behörden und zog sich, wirtschaftlich und polit. ruiniert, aus der Politik zurück. Er war zuletzt Pfarrer der Dörfer Ölse und Standorf. O. war der einzige Geistliche, der sich bei der polit. Linken stark engagierte. Sein polit. Vorbild war der Pionier der Bauernbewegung in Galizien, Stojalowski, zu dessen Karikatur er schließlich wurde.


Literatur: Biuletyn Polityczny, 1926/27, n. 1–3; T. Rek, Ksiadz E. O. (Der Pfarrer E. O.), 1962; T. Rzepecki, Sejm Rzeczpospolitej Polskiej (Der Sejm der Republik Polen) 1919, 1920; T. Rzepecki–W. Rzepecki, Sejm i Senat (Sejm und Senat) 1922–27, 1923; Nasza Przeszlosc (Unsere Vergangenheit), Bd. 9, 1964, S. 227 ff.
Autor: (Cz. Lechicki)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 222f.
geboren in Radomyśl
gestorben in Olszany

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