Oppolzer, Egon von

Oppolzer Egon von, Astronom. * Wien, 13. 10. 1869; † Innsbruck, 15. 6. 1907.

Enkel des Folgenden, Sohn des Astronomen und Geodäten Theodor v. O. (s. d.); nach vielseitigen Stud. an der Univ. Wien, wo ihn vor allem der Meteorologe J. v. Hann (s. d.) nachhaltig beeindruckte, 1893 Dr. phil. Anschließend machte er sich an der Marinesternwarte in Pola (Istrien) mit der Nautik bekannt und verbrachte dann einen zweijährigen Stud.Aufenthalt bei Seeliger in München. 1897 Ass. an der Sternwarte der Dt. Univ. in Prag, wo er sich 1899 für Astrophysik habil. Nach einem weiteren Stud.Aufenthalt am Astrophysikal. Observatorium in Potsdam 1901 ao. Prof., 1906 o. Prof. an der Univ. Innsbruck. O.s bleibendes Verdienst ist, für den Fortbestand der astronom. Forschung und Lehre in Innsbruck dadurch gesorgt zu haben, daß er dort aus eigenen Mitteln eine Sternwarte errichtete, die er schon bei Lebzeiten der Univ. übereignen wollte. Sein plötzlicher Tod verzögerte die Verwirklichung dieses Wunsches um einige Jahre. Auch von O.s vielversprechenden wiss. Ideen kam nur weniges zur Reife. Als vorbildlich für die ganze Monarchie galt seine Bestimmung der Polhöhe von Prag. Sehr geschätzt waren auch seine Arbeiten über Refraktion, Extinktion und Szintillation. Sein Versuch, eine dynam. Theorie der Sonnenflecken in Anal. zu damals neuen Einsichten in das Wesen ird. Zyklone zu entwickeln, wurde von führenden Fachleuten seiner Zeit als richtungweisend für die Sonnenphysik anerkannt. O. fand auch die richtige Erklärung für den Lichtwechsel des Planeten Eros. Hervorzuheben ist endlich eine für die Vorgeschichte der Relativitätstheorie bedeutsame Arbeit. Aber das Zenitteleskop und ein Stufenphotometer eigener Konstruktion, ferner das nach seinen Vorschlägen von der Akad. der Wiss. in Wien zur Verfügung gestellte Spiegelteleskop konnte er kaum mehr zum Einsatz bringen.


Werke: Neuartiges Zenitteleskop; Stufenphotometer. Publ.: Ursache der Sonnenflecken, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 102, Abt. 2a, 1893; Photograph. Extinktion, ebenda, Bd. 107, Abt. 2a, 1898; Theorie der Szintillation, ebenda, Bd. 110, Abt. 2a, 1901; Astronom. Strahlenbrechung, in: Handwörterbuch der Astronomie, hrsg. von W. Valentiner, Bd. 3/2, 1901; Helligkeitsschwankungen des Planeten (433) Eros, in: Akad. der Wiss. Anzeiger, phil.-hist. Kl., Bd. 38, 1901; Erdbewegung und Äther, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 111, Abt. 2a, 1902; Die Polhöhe von Prag, 1903; Photograph. Lichtstärke von Fernrohren, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 116, Abt. 2a, 1907; ca. 20 kleinere Abhh.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 21. 9., 21., 23. und 28. 11. 1906, 18. und 19. 6. 1907; Dt. Arbeit, Jg. 6, 1906/07, S. 822; Astronom. Nachr. 175, 1907, S. 239 f.; Vjs. der Astronom. Ges. 45, 1910, S. 5 ff.; Poggendorff 4–5; Kosch, Das kath. Deutschland; Biograph. Jb., 1909.
Autor: (K. Ferrari d’Occhieppo)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 238f.
geboren in Wien
gestorben in Innsbruck

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