Oberwalder, Jakob

Oberwalder Jakob, Fabrikant. * St. Veit i. Defereggen (Osttirol), 15. 1. 1829; † Domschale (Domžale, Oberkrain), 20. 10. 1912.

Die O. in St. Veit-Bruggen und die mit ihnen versippten Ladstätter (s. d.) in St. Veit-Raut bildeten jahrzehntelang eine erfolgreiche Hausiererkomp. Aus dieser Vereinigung von Wanderhändlern ging 1858 die Wr. Strohhutfa. O. & Ladstätter hervor, zu deren Gründern auch J. O. gehörte, der sich mit einem bis nach Holland ausgedehnten Handschuh-Hausierhandel bereits ein kleines Kapital erworben hatte. Die zunächst recht bescheidene Fa., an der sich in der Folge auch seine jüngeren Brüder Josef und Matthias O. beteiligten, entwickelte sich nach und nach zu einem bedeutenden Erzeugungs- und Verkaufsbetrieb mit etlichen Niederlagen bzw. Zweigfirmen in verschiedenen Städten der Monarchie. Spätestens 1864 wurde in Marostica b. Bassano (Venetien) eine firmeneigene Strohhutflechterei in Betrieb genommen, 1866/67 in Domschale eine der geänderten Lage (Verlust Venetiens) entsprechende Fabrik gegründet. 1870 teilte sich die bisherige Ges. in zwei selbständige Unternehmungen, nämlich die Firmen J. O. & Co. mit der Lemberger Filiale und P. Ladstätter & Söhne, welche nun Alleinbesitzerin der Fabrik in Domschale wurde, weshalb dort eine eigene O.-Fabrik entstand. Durch Zubauten und Vermehrung der Arbeitskräfte (1879, 1891, 1893) wurde die neue Produktionsstätte zu einer der bedeutendsten ihrer Art in Österr.-Ungarn; um 1898 waren weit über 100 Arbeiter in dieser Hof-Strohhutfabrik tätig. Außerdem besaß die Fa. damals noch vier größere Niederlagen, die z. Tl. auch selber Hüte erzeugten (Wien, Prag, Lemberg, Hermannstadt). O. spielte in der Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der österr. Strohhutfabrikation eine bes. markante Rolle. Nach dem Tode dieses zum Industriellen aufgestiegenen einstigen Hausierers wurden die Betriebe der Fa. J. O. & Co. lange Zeit von den Brüdern R. und P. Stemberger geleitet.


Literatur: Lienzer Ztg. vom 2. und 9. 9. 1893, Beilage; Neues Wr. Journal vom 26. 9. 1930; R. Granichstaedten-Czerva, Tiroler in Wien, 1932, S. 12 f.; Großind. Österr., Bd. 4, S. 453 ff., 462; G. Stemberger, Die Geschichte des Defereggentales und der Handel seiner Bewohner, phil. Diss. Wien, 1950; Mitt. H. Ladstätter, Innsbruck.
Autor: (G. Zwanowetz)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 196f.
geboren in Sankt Veit in Defereggen
gestorben in Domžale

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