Nell von Nellenburg und Damenacker, Franz Anton Maria Frh.

Nell von Nellenburg und Damenacker Franz Anton Maria Frh., Verwaltungsfachmann. * Brünn, 16. 6. 1794; † Frankfurt a. Main (Hessen), 6. 11. 1852.

Aus rheinländ. Geschlecht; absolv. die Theresian. Ritterakad. in Wien, bereiste den größten Tl. der Monarchie und trat 1816 als Konzeptspraktikant beim Kreisamt in Klagenfurt ein. 1817 erfolgte seine Berufung in das Präsidialbüro der Kameral-Hofkomm. N. wurde 1819 Hofkonzipist, kam 1823 als Offizial zum Staatsrat und 1828 als Hofsekretär zum Finanzsenat und Kassadep. der Allg. Hofkammer. 1835 wurde N. w. Hofrat und Mitgl. der Komm. zur Prüfung der Gebarung des Staatsschuldentilgungsfonds. 1835–49 war er an allen wichtigen Aktionen der Postverwaltung entscheidend beteiligt. So erfolgte u.a. nach dem Vorbild Hills eine fortschrittliche zweistufige Briefportoreform, welche nach den Intentionen K. v. Kübecks (s. d.) und Staatskanzler Metternichs (s. d.) zur Grundlage eines dt. Postver. werden sollte. Es gelang N., Bayern, Baden, Sachsen, Thurn und Taxis und schließlich sogar Preußen zu einer Portogemeinschaft zu bringen. Nach Verhh. konnte 1847 die erste dt. Postkonferenz, deren Vorsitzender N. wurde, in Dresden zusammentreten. Durch eine Reise N.s nach Berlin kam die Postkonferenz soweit zum Abschluß, daß die Beilage zum Schlußprotokoll als Grundlage für den dt.-österr. Postver. (1850) angesehen werden kann. Daran war aber N. nicht mehr beteiligt, weil er ab 1849 in Frankfurt a. Main als Dir. des Bundesfinanzdep. und als einer der beiden Repräsentanten Österr. in der Bundeszentralkomm. wirkte. N. veröff. bis ca. 1826 Gedichte, Novellen, eine Tragödie, auch hist. und naturwiss. Aufsätze etc. Seine Werke zeigen ihn als überwiegend jenseitsorientierten Denker, der in komplizierten Handlungsabläufen das Wirken der Vorsehung darstellte.


Werke: Baphomet, Aktenstücke zu . . . dem Prozeß gegen die Tempelherren . . ., 1820; Herostratos (Tragödie), 1821; Novellen, 2 Bde., 1823–25; Beitrr. in Archiv für Geschichte, Statistik, Litteratur und Kunst, Vaterländ. Bll. für den österr. Kaiserstaat, Conversations-Bl., Ceres etc.
Literatur: Österr. Post-Biographie 8, in: Z. für Post und Telegraphie, Jg. 22, 1915, n. 22–24; Brümmer, 18. Jh.; Giebisch–Gugitz; Goedeke, Bd. 6, S. 595; Kosch; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Graeffer–Czikann; J. K. Mayr, Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse, in: Inventare österr. staatlicher Archive, Bd. 5/3, 1935, s. Reg.; C. Helbok, Zur Geschichte des dt.-österr. Postver., in: Dt. Postgeschichte, 1943, H. 1, S. 59 f.; E. Riedel, Österr. Postgeschichte, 1957, S. 18 f.
Autor: (E. Popp)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 62f.
geboren in Brünn
gestorben in Frankfurt am Main

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