Müller, Josef Ferdinand

Müller Josef Ferdinand, Ps. Nesmüller, Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker. * Mähr.-Trübau (Moravská Trebová, Mähren), 9. 3. 1818; † Hamburg, 9. 5. 1895.

Sohn eines Schuhmachers, Schwager des Schauspielers E. Leuchert (s. d.); machte zuerst die Schusterlehre, besuchte dann aber das Lehrerseminar in Olmütz und wurde Schulgehilfe. Daneben war er Musiker und Chorsänger (ab 1835) am Olmützer Theater. Nach einem Engagement in Proßnitz schloß er sich der Wandertruppe seines späteren Schwiegervaters Leuchert an, mit der er ein jahrelanges Wanderleben führte, ehe er 1845 an das Breslauer Stadttheater verpflichtet wurde. 1848 wurde M. als jugendlicher Komiker an das Thalia-Theater in Hamburg engagiert, wo er 1849 mit der Uraufführung seines Liederspiels „Die Zillertaler“ mit großem Erfolg auch als Dramatiker und Komponist debut. Zwischen 1850 und 1854 gastierte er erfolgreich an verschiedenen größeren Bühnen, wo er zugleich seine dramaturg. und prakt. Kenntnisse vervollkommnete. 1854 durfte er in Dresden ein zweites Theater eröffnen, dem wenig später noch ein Sommertheater folgte, das seinen Namen führte. Beide Bühnen leitete er mit viel Geschick und großem Erfolg bis 1882. Von da an war M. nur mehr schriftsteller. tätig. Von ihm stammen eine große Anzahl vielgespielter Theaterstücke, größten teils Schwänke und Lustspiele mit Gesang. 1887 übersiedelte M. nach Hamburg. Als Schauspieler lagen ihm vor allem kom. Rollen.


Werke: Theater, 1862 (5 Bühnenstücke, u. a. Die Zillertaler). Schwänke: Sechs Stunden Durchlaucht, 1873; Freigesprochen, 1883. Lustspiele: Der Marienhof, 1872; Die Plattmönche, 1883; Ruhelos, 1884; Das Geheimnis, 1885; Der schöne Emil, 1885; Die schöne Hexe von Virlanden, 1893; Mein Schwiegervater, 1894. Dramen: Am Freitag, 1882; Gfn. Flavia, 1882. Volksstücke: Des Achmüllers Recht, 1888; Der Schutzgeist von Oberammergau, 1891; Hauptrollen: Valentin (F. Raimund, Der Verschwender); Wurzel (ders., Der Bauer als Millionär); Rappelkopf (ders., Der Alpenkg. und der Menschenfeind); Knieriem (J. Nestroy, Der böse Geist Lumpazivagabundus); Hofrat Hänlein (R. Benedix, Die Pasquillanten); Silberfranzl (J. F. Müller, Die Zillertaler); Miller (F. v. Schiller, Kabale und Liebe); etc.
Literatur: Allg. Theater-Chronik vom 23. 4. 1870; Dt. Bühnenalmanach, 1880; Neuer Theater-Almanach, 1896, S. 170 f.; Olmützer Bll., Jg. 17, 1969, n. 3, S. 40; Brümmer; O. G. Flüggen, Biograph. Bülnenlex. der dt. Theater, 1892; Giebisch–Gugitz; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; ADB 52; K. L. Leimbach, Die dt. Dichter der Neuzeit und Gegenwart, in: Ausgewählte dt. Dichtungen. . ., Bd. 11, 1897.
Autor: (E. Marktl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 421f.
geboren in Moravská Třebová
gestorben in Hamburg

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