Milde, Johann von

Milde Johann (Hans Feodor von), Sänger und Schauspieler. * Petronell (NÖ), 13. 4. 1821; † Weimar (Thüringen), 10. 12. 1899.

Sohn eines Gutsverwalters des Fürsten Batthyány; stud. ab 1837 an der Univ. Wien Jus, nahm aber gleichzeitig Gesangunterricht bei Hauser (s. d.). 1846 debut. er in Potsdam, wo er bis Ende März 1848 als Sänger und Schauspieler erfolgreich tätig war. Nach einem Gastspiel im Frühjahr wurde er im Herbst 1848 auf Veranlassung F. Liszts (s. d.) an das Hoftheater Weimar engagiert, wo er bis 1884 wirkte. Während seiner fast 40jährigen Bühnentätigkeit entwickelte sich M. zu einem der bedeutendsten Wagnerinterpreten seiner Zeit. Nachdem er bereits 1849 mit großem Erfolg den Wolfram gesungen hatte, kreierte er am 28. 8. 1850 bei der Uraufführung des „Lohengrin“ die Partie des Telramund. M. war auch 1865 der erste Cid bei der Uraufführung von Cornelius’ gleichnamiger Oper. Neben dramat. lagen ihm aber auch feinkom. Rollen, wie die des Figaro im „Barbier von Sevilla“. Zu seinen besten Leistungen im Konzertsaal zählten vor allem der Landgraf in Liszts „Heiliger Elisabeth“, Christus in der „Matthäus-Passion“ und das Baßsolo in der IX. Symphonie von Beethoven (s. d.). Als Konzertsänger gastierte er in allen größeren Städten Hollands und Deutschlands, vor allem immer wieder im Leipziger Gewandhaus. Der gewaltige Umfang seiner Stimme erlaubte es ihm, neben Baß- auch Baritonpartien zu singen. Während seiner Weimarer Tätigkeit wurde M. auch als Schauspieler immer wieder mit Erfolg eingesetzt. Nach seinem Abgang von der Bühne wirkte er als Gesangpädagoge. M. war ab 1851 mit der Sängerin Rosa M., geb. Agthe (1825–1906), verheiratet. Seine beiden Söhne, Franz (1855–1929) und Rudolf M. (1859–1927), waren ebenfalls Sänger.


Werke: Hauptrollen: Zar Peter I. (A. Lortzing, Zar und Zimmermann); Tristan d’Achunia (L. Spohr, Jessonda); Figaro (G. Rossini, Der Barbier v. Sevilla); Papageno (W. A. Mozart, Die Zauberflöte); Don Giovanni (ders., Don Giovanni); Gf. Almaviva (ders., Figaros Hochzeit); Kaspar (C. M. v. Weber, Der Freischütz); Agamemnon (Chr. W. Gluck, Iphigenie in Aulis); Wolfram (R. Wagner, Tannhäuser); Telramund (ders., Lohengrin); Hans Sachs (ders., Die Meistersinger v. Nürnberg); Holländer (ders., Der fliegende Holländer); Kurwenal (ders., Tristan und Isolde); Hans Heiling (H. Marschner, Hans Heiling); Pizzaro (L. v. Beethoven, Fidelio); Bertram (G. Meyerbeer, Robert der Teufel); Rigoletto (G. Verdi, Rigoletto); Etzel (F. Hebbel, Kriemhilds Rache); Octavio Piccolomini (F. v. Schiller, Wallenstein); Kg. Karl (W. Shakespeare, Heinrich V.); Julius Cäsar (ders., Julius Cäsar); etc.
Literatur: Dt. Bühnen-Almanach, 1874, S. 93 ff.; Neuer Theater Almanach, 1901, S. 135 ff.; Bühne und Welt, Jg. 9, 1907, S. 243 ff.; F. v. Milde, Ein ideales Künstlerpaar. Rosa und F. M. Ihre Kunst und ihre Zeit, 1918; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Frank–Altmann; Kosch, Theaterlex.; Moser; ADB 52; Biograph. Jb., 1900.
Autor: (E. Marktl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 293
geboren in Petronell-Carnuntum
gestorben in Weimar

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