Melicher, Theophil

Melicher Theophil, Maler und Restaurator. * Wien, 15. 10. 1860; † Wien, 9. 7. 1926.

Sohn des Vorigen; stud. an der Akad. der bildenden Künste in Wien (Rompreis 1883 mit Ölbild „Die 4. Station“). Spezialisiert auf Freskotechnik (Privatsmlg. von techn. Beispielen aus Italien), half er seinem Lehrer Trenkwald bei Wandmalereien und Glasgemälden für die Wr. Votivkirche. 1889–94 unter Trenkwalds Oberleitung Restaurierung der roman. Wandgemälde in Pürgg (Stmk.), doch führte diese Übermalung aller Flächen mit fetter Kaseintempera bald zu Schimmelbildung und Abblätterungen. Auch bei anderen Arbeiten an roman. und got. Wandmalereien hat diese damals sanktionierte Methode, die dem Kunstgeschmack der Zeit entsprach, nicht nur das ursprüngliche Bild verändert, sondern (wie sich bald zeigte) den Verfall beschleunigt. Der gestaltende Einfluß des Künstlers, aus eingehenden Stud. seiner Vorlagen erwachsen (Aquarellserien und Wandabwicklungen, z. Tl. noch in Familienbesitz), war aber bei diesen Wiederherstellungen wesentlich größer als bei später üblichen Konservierungsarbeiten.


Werke: Klemens Maria Hofbauer, 1888, Gerardus Majella, 1893, beides Altarbilder, Maria Stiegen, Wien I.; Malereien, 1903, Wien XVIII., Haizingerg. 18; Wandgemälde, 1906, Ägidiuskirche, Wittingau; Umfangreiche Arbeiten in böhm. Schlössern, u. a. in Wittingau, 1903/04, Teltsch, 1903/04, Konopischt, 1904, Krumau, 1910–23, Castlowitz, 1912/13, Stammschloß Fürstenberg, 1918–21; etc. Polychromierungen: Neuhaus (Böhmen), 1898; Canisiuskirche, 1899, Wien IX.; Dom, 1901, Görz. Restaurierungen: Thörl-Maglern, 1889; Maria-Saal, 1890, 1900/01; Kreuzgang, 1892–95, Brixen; Karner, 1893/94, Hartberg; Karner, 1895–97, Mödling; Belvedere, 1898, Wien IV.; Kreuzgang, 1898/99, Millstatt; etc. Freskenabnahmen und Restaurierungen: Altes Landhaus, Kreuzgang, Mus., alle 1905–08, alle Brünn; Pfarrkirche, 1921–23, Mähr.-Trübau.
Literatur: Berr. und Mitt. des Alterthums-Ver. zu Wien, Bd. 33, 1898, S. 79 ff., 135 f., Bd. 41, 1908, S. 23 ff.; Jb. der k. k. Zentral-Komm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale 1, 1907, Beibl., Sp. 122 ff.; Österr. Z. für Denkmalpflege, Jg. 2, 1948, S. 147 ff.; Bénézit; Thieme–Becker; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Kosel; Österr. Kunsttopographie, Bd. 2; Die Denkmale der Stadt Wien, bearb. von H. Tietze, 1908, S. 327 f., Bd. 36: Die Linzer Kirchen, bearb. von J. Schmidt, 1964, S. 86; Die k. k. Akad. der bildenden Künste in Wien 1892–1917, 1917, S. 299; F. Reichmann, Got. Wandmalerei in NÖ, 1925, S. 91 f.; J. Drimal, Zemský Dum v Brne (Das Landhaus in Brünn), 1947, S. 147 ff.; Mitt. Th. Melicher, Wien.
Autor: (G. Wacha)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 28, 1974), S. 211
geboren in Wien
gestorben in Wien
wirkte in Pürgg
war Student Akademie der bildenden Künste Wien

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