Mažuranić, Ivan

Mažuranic Ivan, Dichter und Politiker. * Novi Vinodolski (kroat. Küstenland), 11. 8. 1814; † Agram, 4. 8. 1890.

Bruder des Schulmannes und Philologen Antun M. (s. d.) und des Folgenden, Vater des Juristen und Historikers Vladimir M. (s. d.); Onkel des Vorigen; besuchte die dt. Volksschule in seinem Geburtsort, 1828–33 das latein. Gymn. in Fiume, wo er auch Italien. und Ung. lernte, stud. 1834/35 in Agram und 1835/36 in Steinamanger Phil., dann bis 1838 in Agram an der jurid. Akad. Nachdem er die Advokatursprüfung abgelegt hatte, wurde er 1840 Fiskal und stand bis 1848 im Dienste des Magistrats von Karlstadt. Bereits als Student von den patriot. Ideen der illyr. Bewegung begeistert, war er ab 1835 Mitarbeiter der Z. „Danica“ (Der Morgenstern), in welcher er Gedichte und kürzere Artikel veröff. Für die erste Ausgabe des im 17. Jh. entstandenen Heldengedichts „Osman“ durch Gundulic (1844), schrieb M. den fehlenden 14. und 15. Gesang, wobei er den Geist, den Ausdruck und das Vokabular der kroat. barocken Poesie vollkommen erreichte. 1846 folgte sein Meisterwerk, das ep. Gedicht in fünf Gesängen „Smrt Smail-age Cengica“ (Der Tod des S.-Aga C.), die wertvollste Schöpfung des Schrifttums der illyr. Periode und eines der Hauptwerke der kroat. Literatur. Es zeigt den Untergang des gewalttätigen Smail-Aga beim Zusammenprall mit montenegrin. und herzegowin. Aufständischen 1840 und ist ein flammender Protest gegen die türk. Unterdrückung der slaw. Raja. Das von M. betonte Motiv „in tyrannos“ blieb kennzeichnend für die gesamte kroat. Literatur des 19. Jh. Dieses Epos, welches das literar. Schaffen von M. abschließt, wurde das am meisten veröff. und übers. Werk der kroat. Literatur: bis 1972 erschienen insgesamt 161 Ausgaben, davon 52 Übers. in 16 fremde Sprachen (auch Latein und Esperanto). Bedeutend ist auch M.’ 1848 veröff. polit. Broschüre, in welcher er die staatsrechtlichen Beziehungen zwischen Kroatien und Ungarn behandelte. 1848/49 war M. Mitgl. verschiedener Landtags-Deputationen, 1850 Gen.Prokuratorstellvertreter für Kroatien und Slawonien, 1854 Oberstaatsanwalt in Agram, 1860 Präs. des kroat.-slawon. Hofdikasteriums und 1861–65 kroat.-slawon. Hofkanzler in Wien. 1866 i. R., zog er sich zeitweise aus dem öff. Leben zurück. 1873–80 Banus von Kroatien und Slawonien, trachtete er im Rahmen des kroat.-ung. Ausgleichs, die kroat. Autonomie zu entwickeln, und reformierte mittels einer Reihe von Gesetzen die Landesverwaltung und das Gerichts- und Unterrichtswesen. Er war dann noch bis 1887 Abg. des kroat. Landtags und befaßte sich in seinen letzten Lebensjahren mit Astronomie und Mathematik.


Werke: Njemacko-ilirski slovar (Dt.-illyr. Wörterbuch), gem. mit J. Užarevic, 1842; Smrt Smail-age Cengica (Der Tod des S.-Aga C.), in: Almanach Iskra, 1846, 161. Aufl. 1972; Hrvati Madžarom – A Horvatok a Magyaroknok (Die Kroaten an die Magyaren, kroat. und ung.), 1848; Pjesme I. M. (Gedichte des I. M.), 1895; Izabrana djela (Ausgewählte Werke), red. von I. Frangeš, 1963.
Literatur: Vienac, 1890, n. 32; Spomen-knjiga Matice hrvatske, 1892; Archiv für slav. Philol., Bd. 17, 1895; Hrvatska revija, 1930, n. 10, 12; Rad JAZU, Bd. 264, 1938; Gradja za povijest književnosti hrvatske (Quellen zur kroat. Literaturgeschichte), Bd. 24, 1953; A. Barac, M., 1945; M. Živancevic, I. M., 1964; I. Frangeš, Vorwort zu I. M., in: Pet stoljeca hrvatske književnosti (500 Jahre kroat. Literatur), Bd. 32, 1965; M. Matkovic–D. Kapetanic, Vorwort zu I. M., Smrt Smailage Cengica, Neuausg. 1968; Grlovic, Album; Znam. Hrv.; Wurzbach; Enc. Jug.; Nar. Enc.; Enc. It.; Révai.
Autor: (S. Batušic)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 175f.
geboren in Novi Vinodolski
gestorben in Zagreb

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