Matscheko, Michael von

Matscheko Michael von, Fabrikant. * Wien, 27. 12. 1832; † Wien, 29. 1. 1897.

Sohn eines Beamten im Min. des Äußeren, Bruder der Schriftstellerin und Philanthropin Nina Hoffmann (s. d.); stud. Chemie am Wr. Polytechnikum. Beteiligte sich an der Revolution von 1848 in Wien und kämpfte dann als Lt. unter Bem (s. d.) auf seiten der Ungarn in Siebenbürgen. Nach dem Zusammenbruch flüchtete er in die Türkei und kehrte schwer krank nach Wien zurück. 1850 setzte er sein Chemiestud. fort und wurde mit Studienkollegen im Dezember 1851 unter dem Verdacht der Beteiligung an der Affäre seines Freundes, des Technikass. C. v. Bézar, verhaftet, nach neun Monaten mangels an Beweisen jedoch freigesprochen. Er begann seine Tätigkeit als Chemiker in einer dt. Kerzen- und Seifenfabrik, gründete 1855 in Krakau eine Millykerzenfabrik, die jedoch nicht prosperierte. 1866 kehrte er nach Wien zurück und leitete 20 Jahre die Wagenmannschen chem. Fabriken. Zu M.s zahlreichen Patenten und Erfindungen gehörten u. a. die Herstellung einer Wagenschmiere aus Harzöl und Kalk auf kaltem Wege. 1867 gelang M. die erste Destillation von (inländ.) galiz. und rumän. Rohpetroleum in Österr. und die erste Ceresin-Darstellung aus Ozokerit, bedeutend war auch die Erfindung von konzistenten Schmieren aus Harzseifen bzw. Ceresin- und Mineralöl. Später übernahm er die ursprünglich für seinen Bruder Josef bestimmte Kunststeinfabrik Matscheko & Schredl und beteiligte sich an Kohlenwerken und Petroleumunternehmungen. In seiner Eigenschaft als Funktionär des niederösterr. Gewerbever. und Ing.- und Architektenver. erwarb er sich besondere Verdienste um die aufstrebende österr. Wirtschaft und das Ausstellungswesen. 1877–80 und 1887–93 war er Präs. des niederösterr. Gewerbever. und neben W. v. Exner (s. d.) einer der maßgeblichen Begründer des Technolog. Gewerbemus. (1879) in Wien sowie des gewerblichen Creditinst. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Ehrenmitgl. der Ersten Österr. Spar-Casse und des mähr. Gewerbever. 1879–91 Reichsratsabg. für den Bez. Wien-Wieden.


Literatur: Wr. Ztg. vom 30. 1. 1897; M. Ritter v. M.: Ein Gedenkbl. . . ., 1897; S. Hahn, Reichsraths-Almanach für die Session . . . (1879/80, 1885/86), 1879, 1885; Knauer; W. Exner, Das k. k. Technolog. Gewerbemus. in Wien 1879–1904, 1904; Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg.; E. Suess, Erinnerungen, 1916; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942; 110 Jahre Österr. Gewerbever. 1839–1949, 1949, S. 17, 21, 72, 74; Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien; Archiv der Stadt Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 148
geboren in Wien
gestorben in Wien

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