Mandl, Ignaz

Mandl Ignaz, Kommunalpolitiker. * Veszprim (Veszprém, Ungarn), 10. 11. 1833; † Wien, 4. 5. 1907.

Entstammte einer angesehenen, begüterten ung. Familie; stud. an der Univ. Wien Med., 1859 Dr. med. Er entwickelte zunächst in polit. Bezirksver. eine große Aktivität und war 1874–79 und 1880–89 Gemeinderat. Seine polit. und kommunale Arbeit war von der Opposition gegen C. Felder (s. d.) bestimmt. Sein Kampf richtete sich aber auch gegen verschiedene verdiente Gemeinderäte, was eine Reihe von Prozessen zur Folge hatte. M. war zwar ein genauer Kenner der Gemeindewirtschaft, aber seine Informationsarbeit war stets einseitig und immer von der Absicht getragen, „aufzudecken“ und zu „enthüllen“. M., der in gewissem Sinne als der „Lehrer Luegers“ (s. d.) bezeichnet wird, war es zuzuschreiben, daß sich Lueger, der mit ihm bei den Kommunalwahlen im 3. Wr. Gemeindebez. gesiegt hatte, von der Mittelpartei lossagte und den Demokraten zuwandte. Aber diese Freundschaft ging in Brüche, als es sich nicht mehr allein um kommunale Fragen, sondern um polit. handelte und Lueger die stärkere Zugkraft des Schlagwortes „Antisemitismus“ erkannte. Darauf richtete M. in einem „Absagebrief“ heftige Angriffe gegen Lueger, in welchem er dessen Schwächen schonunglos aufzeigte. Bei den Reichsratswahlen und unmittelbar darauf bei den Gemeinderatswahlen erlitt er eine jämmerliche Niederlage. M., der als Volksagitator großen Stils bezeichnet werden kann, verfocht eifrig die Übernahme der Stadtbeleuchtung in die eigene Regie der Gemeinde, die Errichtung einer Kommunalsparkasse sowie die Tramwayaktion.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 5. 5. 1907; O. Knauer, Der Wr. Gemeinderat 1861–1962, in: Hdb. der Stadt Wien, Jg. 77, 1962, S. 32; Biograph. Jb., 1909; C. Felder, Erinnerungen eines Wr. Bürgermeisters, 1964.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 47
geboren in Wesprim
gestorben in Wien

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