Littrow, Joseph Johann von

Littrow (bis ca. 1807 Lyttroff) Joseph Johann von, Astronom. * Bischofteinitz (Horšovský Týn, Böhmen), 13. 3. 1781; † Wien, 30. 11. 1840.

Sohn eines Kaufmannes aus angeblich ursprünglich livländ. Familie, Vater des Gen. Franz v. L. (s. d.) und des Folgenden, Schwiegervater der Schriftstellerin Auguste v. L. (s. d.), Großvater des Vorigen; stud. vielseitig interessiert an allen Fak. der Univ. Prag, ohne zu einem eigentlichen Studienabschluß zu gelangen. Ab 1803 Erzieher bei den Söhnen des Gf. Renard auf dessen schles. Gütern, drang er erst hier als Autodidakt tiefer in Mathematik und Astronomie ein. Auf Grund einer vorzüglich gelungenen Konkursarbeit wurde L. 1807 Prof. der Astronomie an der Univ. Krakau. Nach Besetzung der Stadt durch poln. und französ. Truppen ging L. 1809 an die Univ. Kazan (Rußland), wo er eine kleine Übungssternwarte einrichtete. 1816 wurde er Mitdir. der neuen Sternwarte auf dem Blocksberg bei Ofen, 1819 Prof. der Astronomie an der Univ. Wien (1838 Dekan) und Dir. der Univ.-Sternwarte, die er bis an sein Lebensende leitete. Die von L. bei seinem Amtsantritt in Wien zunächst angestrebte Verlegung der Sternwarte aus der Innenstadt an die Peripherie kam damals nicht zustande, er konnte aber wenigstens erreichen, daß das veraltete Inst. gründlich umgebaut und mit guten mittelgroßen Instrumenten, darunter ein Fraunhofer-Refraktor und ein Meridiankreis, ausgestattet wurde. Die in späteren Jahren größtenteils von seinen Adjunkten und Ass. ausgeführten Beobachtungen veröff. er in den von ihm ins Leben gerufenen und ab 1821 regelmäßig erscheinenden „Annalen“ der Sternwarte. Neben seinen bedeutenden organisator. Leistungen war L. ein sehr geschätzter Hochschullehrer, der seine mathemat. und astronom. Vorlesungen in mehreren umfangreichen Lehrbüchern veröff. Durch sein populärwiss. Werk „Wunder des Himmels“ (von dem schon zu seinen Lebzeiten rund 14.000 Exemplare gedruckt wurden), welches nach seinem Tode wiederholt neu aufgelegt in der Breitenwirkung mit Humboldts „Kosmos“ wetteiferte, wurde er im ganzen dt. Sprachraum berühmt. L. war, obwohl als Forscher nicht bahnbrechend, unstreitig der bedeutendste österr. Astronom in der ersten Hälfte des 19. Jh. 1835 nob., 1838 Dr. phil. h.c. der Univ. Wien.


Literatur: Meidlinger Bezirksbote vom 6. 12. 1930; Annalen der k. k. Sternwarte in Wien, N. F., Bd. 1, 1841; Dt. Arbeit, Jg. 2, 1902/03, Jg. 8, 1908/09, S. 809 ff.; Mitt. des Böhmerwaldgaues in Wien, 1927; Waldheimat (Budweis), Jg. 8, 1931; Unsere Heimat. Z. für die sudetendt. Gebiete, 1938, H. 1/2; Sudetendt. Monatshe., 1940, S. 441; Österr. Naturforscher, S. 31 ff.; H. Partisch, Österr. aus sudetendt. Stamme, Bd. 3, 1966; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Österr.-Lex., hrsg. von R. Bamberger und F. Maier-Bruck, Bd. 2, 1967; Komenského slovník naucný 7, 1938; Masaryk 4; Otto 16; Prirucní slovník naucný 2; Rieger; Meidling, Der 12. Wr. Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart, 1930, s. Reg.; Heimatbuch für Bischofteinitz, 1967, S. 899; J. Steinmayr, Geschichte der Wr. Univ.-Sternwarte im 19. Jh., Manuskript, Univ.-Sternwarte, Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 251f.
geboren in Horšovský Týn
gestorben in Wien

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