Lobkowitz, Ferdinand Prinz von

Lobkowitz (Lobkowicz) Ferdinand Prinz von, Politiker und Landwirtschaftsfachmann. * Unterberkowitz (Dolní Berkovice, Böhmen), 26. 6. 1850; † Mailand, 22. 4. 1926.

Sohn des Prinzen Josef (s. d.), Bruder des Prinzen Zdenko (s. d.), Enkel des Fürsten Josef (s. d.), Neffe des Vorigen und der Prinzen Johann (s. d.) und Karl (s. d.), Vetter des Prinzen Rudolf (s. d.); stud. am Gymn. in Prag (Matura 1868), dann Jus, 1871 Militärdienst. Ab 1875 widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Er beschäftigte sich vor allem mit dem Anbau von Zuckerrüben, Wein und Hopfen, mit Zuckerfabrikation und Schafzucht und betätigte sich gleichzeitig in der Bezirksselbstverwaltung und in der Wirtschaftsges. für Böhmen, wo er sich als Vizepräs. besonders um eine Reorganisation und Erweiterung bemühte. Ab 1880 Mitgl. des Landeskulturrates, 1891–1908 dessen Vorsitzender. 1882 Reichsratsabg. (konservativer Großgrundbesitz), ab 1883 Mitgl. des Landtages. Nach der Resignation Fürst Georgs (s. d.) auf dieses Amt 1908–13 Oberstlandmarschall. 1892 Mitgl. des Herrenhauses, von welchem er oft in die Delegation gewählt wurde, deren Vorsitzender er 1895, 1901, 1906 und 1907 war. L. widmete sich auch in den gesetzgebenden Institutionen den Fragen der Agrarpolitik, nahm an zahlreichen internationalen landwirtschaftlichen Kongressen teil und war auch im Wirtschaftsrat des Ackerbaumin. tätig. Nach dem Vorbild seines Onkels wirkte er in tschech. kulturellen Organisationen und war u. a. ab 1909 Stellvertreter des Protektors der Böhm. Akad. und langjähriger Vorsitzender des Kuratoriums des Prager Konservatoriums für Musik. Dr.h.c. der Techn. Hochschule Prag.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 31. 5. 1908 und vom 24. 4. 1926; Ceský vinar, Jg. 12, 1891, S. 24, 28; M. Navrátil, Nový ceský snem (Der neue böhm. Landtag) 1901–07, 1902; ders., Almanach ceskoslovenských právníku (Almanach tschechoslowak. Juristen), 1930; O. Knauer, Österr. Männer des öff. Lebens von 1848 bis heute, 1960; Wer ist’s? 1908, 1928; Masaryk 4; Otto 16, Erg.Bd. III/2; Rieger.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 258f.
geboren in Dolní Beřkovice
gestorben in Mailand

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