Lippert, Julius

Lippert Julius, Historiker, Volksbildner und Politiker. * Braunau (Broumov, Böhmen), 12. 4. 1839; † Prag, 12. 11. 1909.

Schulen und Stud. absolv. er in Braunau und Prag (Jus, Geschichte, Phil.). Ab 1863 Gymnasiallehrer in Leitmeritz, 1869 reorganisierte er die dt. Volks- und Bürgerschule in Budweis, 1872 dort Leiter der Oberrealschule. Wegen „extremer sozialpolitischer Haltung“ im Sinn des Liberalismus wurde er bei Verstaatlichung der Anstalt nicht übernommen („Affäre Lippert“). Er übersiedelte nach Deutschland, war zuerst Wanderlehrer, 1875–85 als Gen.-Sekretär für die von Schulze-Delitzsch u. a. gegründete „Gesellschaft zur Verbreitung der Volksbildung im Deutschen Reich“ tätig. 1888 in Prag Reichsrats-, 1889 Landtagsabg., 1895 stellvertretender Oberstlandmarschall Böhmens. L., vor allem in der Schul- und Sozialpolitik verdienstvoll, zog sich 1898 aus der Politik zurück. Seine „Sozialgeschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit“ ist heute noch von Bedeutung. L. war noch als Student (1862) gem. mit Wiechowsky, Schlesinger und Hallwich (s. d.) Mitbegründer des „Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen“, in dem er zeitlebens wirkte und dessen Ehrenmitgl. er später wurde. Ab 1894 war er auch Mitarbeiter und 2. Präs. der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“. L. verfaßte zahlreiche Stud. zur vergleichenden Religions- und Kulturgeschichte im Sinn der entwicklungsgeschichtlichen Popularwiss., doch auch mit fruchtbaren wiss. Fragestellungen.


Literatur: J. L. von ihm selbst. in: Dt. Arbeit, Jg. 5, 1905/06. Bd. 1, S. 25 ff.; N. Fr. Pr. vom 13. 11. 1909; Freie Bildungsbll., Jg. 19, 1910, S. 3; Mitt. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen, Jg. 48, 1910, S. 361 ff.; Mitt. des Nordböhm. Excursionsklubs, Jg. 31, 1910, H. 1, S. 77; Beitrr. zur Heimatkde. des Elbetales, Jg. 6, 1944, H. 1, S. 5 f.; Bohemia Jb. 10, 1970; F. Jaksch, Lex. sudetendt. Schriftsteller, 1929; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1963; Wer ist’s? 1908; Biograph. Jb., 1912; Masaryk 4; Otto 28.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 235f.
geboren in Braunau
gestorben in Prag

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