Liszt, Eduard von

Liszt Eduard von, Jurist. * Margarethen am Moos (N.Ö.), 31. 1. 1817; † Wien, 8. 2. 1879.

Aus der 3. Ehe des Schulmeisters und späteren Esterházyschen Herrschaftsbeamten Georg L., Onkel des Vorigen und des Folgenden (dessen Adelsstand 1867 auf ihn übertragen wurde), Vater des Juristen Franz v. L. (s. d.); stud. 1834–42 an der Univ. Wien Jus, 1844 Dr. jur., legte 1842 die Auskultantenprüfung ab und trat in das Kriminalgericht Wien als Rechtspraktikant ein. 1844 Richteramtsprüfung aus dem Kriminal-Justizfach, 1846 aus dem Zivil-Justizfach, 1849 Advokatenprüfung. L. war 1844–49 Ass. an den Lehrkanzeln für Zivilprozeßordnung, adeliges Richteramt und Außerstreitverfahren sowie für Lehens-, Handels- und Wechselrecht an der Univ. Wien. 1848 machte er mit Bewilligung des Justizmin. eine Studienreise nach Deutschland, Belgien und Frankreich. 1845–47 war L. am Wr. Merkantil- und Wechselgericht, 1847–50 beim niederösterr. Landrecht tätig. 1850 wurde er mit Einführung des Inst. der Staatsanwaltschaft Staatsanwaltssubstitut beim Landesgericht Wien, wo er in mehreren Schauprozessen erfolgreich auftrat. 1854 Rat am Wr. Zivilgericht, 1866 erfolgte der Ruf in die Legislativabt. des Justizmin., 1867 OLGR, 1868 Oberstaatsanwalt, 1870 Hofrat, 1873 Generaladjunkt und Leiter der Gen.-Prokuratur, 1875 Gen.-Prokurator beim Obersten Gerichts- und Kassationshof. L. war ab 1850 Mitgl. der judiziellen Staatsprüfungskomm., viele Jahre Landtafelreferent beim Wr. Zivilgericht sowie Vorsitzender des Grundbuchssenates, Vorstand der Notariatskammer und Dir. des Notariatsarchivs. Große Verdienste erwarb er sich durch seine organisator. Leistungen auf dem Gebiet des Sträflingswesens, das unter seiner Amtsführung als Oberstaatsanwalt aus dem Wirkungskreis der Statthalterei in den der Oberstaatsanwaltschaft übertragen wurde. L., von dem u. a. der Entwurf einer Zivilprozeßordnung und eines neuen Strafrechts stammte, genoß wegen seiner legislativen Arbeiten zur Zivil- und Strafrechtsreform großes Ansehen. Krankheitsgründe verhinderten, daß er J. Glasers (s. d.) Nachfolger als Justizmin. wurde. Von Zeitgenossen allg. als „Meister des Plaidoyers“ bezeichnet, galt er als einer der bedeutendsten forens. Redner Österr. Seine Tochter Hedwig v. L. (* Wien, 5. 1. 1866; † Rödelmaier b. Neustadt a. d. Saale, 31. 12. 1941) trat 1890 in den Karmel in Wien-Baumgarten ein (1891 S. Maria Gabriela a Ss. Sacramento) und gründete nach mehreren mißlungenen Versuchen 1926 (1928 kanon. Errichtung) in Rödelmaier ein Kloster für unbeschuhte Karmelitinnen, welches sie ab 1929 als Priorin leitete.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 20. 6. 1876, 8. 2. 1879 und 30. 1. 1904; Neues Wr. Abendbl. und Wr. Ztg. vom 8. 2. 1879; Österr. Advokatenztg., Jg. 2, 1879, S. 39; Jurist. Bll., Jg. 8, 1879, S. 80; Burgenländ. Heimatbll. 5, 1936, S. 24–34; Dr. E. Ritter v. L., Eine Gedenkschrift zur 25. Wiederkehr seines Todestages, 1906; Kosch, Das kath. Deutschland; E. v. Liszt, F. Liszt. Abstammung, Familie, Begebenheiten, 1937.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 247
geboren in Margarethen am Moos
gestorben in Wien

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