Lauche, Wilhelm

Lauche Wilhelm, Gärtner und Pomologe. * Abtnaundorf b. Leipzig (Sachsen), 12. 6. 1859; † Leipzig, 15. 1. 1950.

Entstammte einer alten Gärtnerfamilie Nord-Thüringens; vor allem sein Onkel, Wilhelm L. sen. (1827–83), war ein bekannter Gärtner (W.: Hdb. des Obstbaues auf wiss. prakt. Grundlage, 1882, Dt. Dendrol. Systemat. Übersicht, Beschreibung, Kulturanweisung und Verwendung der in Deutschland ohne oder mit Decke aushaltenden Bäume und Sträucher, 1883). Nach Absolv. der Gärtner-Lehranstalt in Wildpark (Potsdam) stud. er Botanik an der Univ. Leipzig und praktizierte dann zwei Jahre in Belgien (Gent) und Deutschland (Hannover). 1882/83 war er Obergärtner und Lehrer für Obstbau am kgl. pomolog. Inst. in Proskau (Schlesien), 1883 wurde er Hofgärtner bei Fürst Liechtenstein in Eisgrub (Mähren). L. erwarb sich große Verdienste bei der Umgestaltung der Parkanlagen (über 200 ha), wovon besonders das „Parterre“, die Freiland-Rhododendrenanlage, ein Arboretum und Pinetum und ein subtrop. Wintergarten hervorzuheben sind. 1888 fürstlich liechtenstein. Hofgartendir. 1895 wirkte er bei der Gründung der Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub mit, deren Dir. und Prof. für Obstbau, Glashauspflanzen und Betriebslehre er bis 1939 war. Ebenso hatte er 1911–13 an der Gründung des Mendel-Pflanzenzüchtungs-Inst. „Mendeleum“ in Eisgrub wesentlichen Anteil. 1903–20 war er Hon.-Doz. an der Hochschule für Bodenkultur in Wien (Obstbauvorlesungen). L.s Verdienste um den Gartenbau erstrecken sich nicht nur auf die Gartengestaltung und den Zierpflanzenbau — er hatte u. a. in Spezialgewächshäusern bedeutende Pflanzenkollektionen zusammengetragen und kultiviert, allein über tausend verschiedene Orchideenarten — sondern er hatte sich auch auf dem Gebiet des Baumschulwesens, der Pomol., des Feldgemüsebaues, der Obst- und Gemüsekonservierung und der gärtner. Betriebslehre große Verdienste erworben, so daß er Jahrzehnte hindurch einer der bedeutendsten Repräsentanten des österr. Obst- und Gartenbaues war. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1903 Präs., später Ehrenpräs. des Dt. landwirtschaftlichen Landes-Obst-, Wein- und Gemüsebauver. für Mähren bzw. der Landes-Obst-, Wein- und Gartenbauges. in Brünn, 1924–39 Präs. der dt. Sektion des mähr. Landeskulturrates in Brünn, 1914–18 Präs. der österr. Pomologenges. 1917 Hofrat, 1929 Dr.h.c. der Dt. Techn. Hochschule in Brünn, 1934 Ehrenmitgl. der Tschechoslowak. landwirtschaftlichen Akad. in Prag. Eine Reihe von Pflanzen, besonders Zierpflanzenneuzüchtungen, tragen seinen Namen.


Literatur: Bll. für Obst-, Wein- und Gartenbau, 1906, S. 65/66; M. Witzany, Die Marktgemeinde Eisgrub, Bd. 3, 1907; E. Reich, Pravda o Lednici a Melníku. Zemedelské školství a výzkumnictví (Die Wahrheit über Eisgrub und Melnik. Das Landwirtschaftliche Schul- und Forschungswesen), 1921; Verlautbarungen der dt. Sektion des mähr. Landeskulturrates, 1929, S. 187 f., S. 189–92; E. Reichel, Johann II., Fürst von und zu Liechtenstein, sein Leben und Wirken, 1932; Ber. vom 3. 3. 1934 über die Wahl des Herrn Dr.h.c. W. L. zum Ehrenmitgl., in: Vestník Ceskoslovenske zemedelské akademie, Jg. 1934; E. V. Tschermak-Seysenegg, Leben und Wirken, 1958; Gartenztg. September 1959, S. 10/11; Mähr. schles. Heimat, 1960, S. 83 f., 268; Gärtnerkurier vom 3. 5. 1963; Mitt. M. Vávra, Brünn.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 47
geboren in Abtnaundorf
gestorben in Leipzig

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