Lange, Joseph

Lange Joseph, Schauspieler, Maler, Schriftsteller und Komponist. * Würzburg (Bayern), 1. 4. 1751; † Wien, 17. 9. 1831.

Sohn eines Diplomaten; erhielt frühzeitig bei einem Maler Zeichenunterricht und besuchte ab 1767 in Wien die Akad. der bildenden Künste, wobei er besonders als Porträtist gute Anlagen zeigte. Anläßlich einer Vorstellung eines von ihm und seinem Bruder Michael L. gegründeten Liebhabertheaters im Hause Josef v. Sonnenfels’ fiel das schauspieler. Talent der Brüder auf, und auf Sonnenfels’ Veranlassung wurden sie 1870 an das Burgtheater engagiert. Michael L., der Begabtere, starb nach kurzer Glanzzeit bereits am 29. 7. 1771. Joseph L. gehörte als Darsteller für junge feurige Liebhaber, Helden und später Heldenväter dem Burgtheater vorerst bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1810 an, trat dann fast allwöchentlich an diesem Theater als Gast auf, wurde im August 1817 neuerlich engagiert und am 1. 7. 1821 endgültig i.R. versetzt. Er gehörte auch dem Regiekollegium des Burgtheaters an. Außerhalb Wiens trat er nur selten auf, u. a. in München, Hamburg, Berlin und Graz. L., einer der beliebtesten und gefeiertsten Hoftheaterschauspieler, war eine der bedeutendsten Erscheinungen des dt. Theaters seiner Zeit. Sein Darstellungsstil blieb aber nicht unumstritten. Besonders in der Spätzeit wurde vereinzelt eine pathet. Deklamation, die etwas singende, eintönige Sprechweise und das gekünstelt wirkende Spiel getadelt. L.s beste Rolle blieb bis in die Spätzeit der Hamlet. L. war künstler. überaus vielseitig begabt: als Maler schuf er vor allem Künstlerporträts und in der Spätzeit auch Landschaften; hauptsächlich aber nützte er seine Mal- und Zeichenkenntnisse für Kostüm- und Bewegungsstud. zu seinen Rollen; er war ein vorzüglicher Pianist, komponierte und betätigte sich auch schriftsteller. L. war in erster Ehe ab 1775 mit der Sängerin Maria Antonia Schindler und in zweiter Ehe mit der Sängerin Aloysia Maria Antonia L. (s. d.) verheiratet. Seine Töchter Anna und Gabriele L. gehörten als Schauspielerinnen für kurze Zeit auch dem Burgtheater an.


Literatur: Biographie des J. L., 1808 (Autobiographie); Allg. dt. Bibl. 48, 1781, S. 266 ff.; Familie – Sippe – Volk, Jg. 7, 1941, S. 120; Allg. Theaterlex., 1841; Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex.; Rub; Nagler; Thieme–Becker; Katalog der Porträtsmlg.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Gräffer–Czikann; E. Wlassack, Chronik des k. k. Hof-Burgtheaters, 1876; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater, 2 Bde., 1889; H. Laube, Das Burgtheater, 1891, S. 54 f.; 175 Jahre Burgtheater, hrsg. von der Bundestheaterverwaltung, 1954; A. Lewalds Schriften, 1845, S. 165 ff.; I. Fr. Castelli, Memoiren meines Lebens, Bd. 1, 1861, S. 207 ff., 216; J. Schreyvogels Tagebücher, hrsg. von K. Glossy, 1903; C. Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, 1914; E. Bauernfeld, Erinnerungen aus Alt-Wien, 1923; Smlg. Mansfeld, Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 447f.
geboren in Würzburg
gestorben in Wien

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