Lambl, Vilém Dušan

Lambl Vilém Dušan, Mediziner. * Letin (Letiny, Böhmen), 5. 12. 1824; † Warschau, 25. 2. 1895.

Stud. ab 1844 an der Univ. Prag Med., 1851 Dr.med. Dann am Kinderspital bei Löschner tätig, Ass. bei Treitz, 1856 Priv.Doz. für patholog. Anatomie; da er wegen seiner polit. Einstellung beruflich behindert war, folgte er 1860 einer Berufung nach Charkow (1863 russ. Staatsrat), 1871 Prof. in Warschau. Als Student unternahm er mehrere Reisen auf den slaw. Balkan, beteiligte sich 1848 als Mitgl. des Tschech. Nationalausschusses an der Revolution in Prag und schrieb in K. Havliceks (s. d.) „Národní Noviny“. L. begann seine publizist. Tätigkeit mit biolog. und geograph. Stud. in der Z. des Nationalmus., später wendete er sich ganz der patholog. Anatomie zu. Nach ihm wurde Lamblia intestinalis Lambl., von L. 1859 als Erreger einer überwiegend bei Kindern vorkommenden Darmkrankheit (Lambliasis) entdeckt, benannt. Durch die russ. Verhältnisse isoliert, wurde er bei Gründung der tschech. medizin. Fak. (1883) in Prag nicht als Prof. berufen, obwohl er den Kontakt mit der europ. Med. nie aufgegeben hatte. Aus seinem Nachlaß wurde eine Stiftung zugunsten der tschech. Hochschulen in Prag gegründet. L. war mit der Schriftstellerin Božena Nemcová befreundet.


Literatur: Osveta, 1895; M. Navrátil, Almanach ceských lékaru (Almanach tschech. Ärzte), 1913; Pagel; Wurzbach; Otto 15; Rieger 4; O. Matoušek, Lékari a prírodovedci doby Purkynovy (Ärzte und Naturwiss. aus der Zeit P.s), 1954.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 414
geboren in Letiny
gestorben in Warschau

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