Kvičala, Jan

Kvicala Jan, klass. Philologe. * Münchengrätz (Mnichovo Hradište, Böhmen), 6. 5. 1834; † Prag, 10. 6. 1908.

Stud. 1852–55 klass. Philol. an der Univ. Prag, Dr.phil. 1855 Supplent am dt. Gymn. in Prag-Kleinseite, 1856/57 stud. er mit einem Stipendium in Bonn bei Welcker, Jahn und Ritschl. Nach kurzer Lehrtätigkeit als Gymn.-Prof. in Leitmeritz übernahm er ab 1858 die Leitung des philolog. Proseminars an der philosoph. Fak. der Univ. Prag, 1859 Priv.Doz. für klass. Philol. und ao. Prof. 1860 Mitdir. des philolog. Seminars und Mitgl. der Prüfungskomm. für das Lehramt an Gymn. 1869 o. Prof., 1877 Dekan. Seit 1861 hielt er außer dt. Vorlesungen regelmäßig die gleiche Zahl von Pflichtvorlesungen in tschech. Sprache. 1862 gründete er die „Bibliotéka reckých a rímských klassiku“ (Bibl. der griech. und röm. Klassiker) mit tschech. Übers., in der er Sallusts Bell. Cat. und das ganze Werk Herodots herausgab, 1873 die Fachz. „Listy filologické a pedagogické“, deren Redaktion er für die philolog. Abt. bis 1886 führte, 1895 eine weitere philolog. Fachz. „Ceské museum filologické“. 1880–83 Reichsratsabg., setzte er sich für die Errichtung einer tschech. Univ. in Prag ein (1882) und wurde dafür zum ersten Dr.h.c. der philosoph. Fak. der Tschech. Univ. Prag promov. 1887 Dekan. Als Abg. des böhm. Landtages und Mitgl. des Landesschulrates 1883–96 machte er sich auch um das tschech. Schulwesen sehr verdient. 1905 i. R. K., ein sehr begabter und scharfsinniger Philologe, beschäftigte sich besonders mit der Exegese und Kritik der griech. Tragiker und der Werke Platons, ferner mit Vergil und Ennius. Auf Grund seiner zahlreichen Aufsätze und Übers. in tschech. Sprache wurde er der Begründer der tschech. wiss. Literatur auf dem Gebiet der klass. Philol. Vielfach ausgezeichnet, u. a. korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, o. Mitgl. der kgl. Böhm. Ges. der Wiss. und der Böhm. K.-Franz-Josephs-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst (Vorsitzender in der III. Kl), Mitgl. der Akad. der Wiss. in Krakau, 1897 Hofrat.


Literatur: Almanach Wien, 1909; Almanach Ceské akademie pro vedy, Jg. 19, 1909 (mit Werksverzeichnis); Wurzbach; Otto 15, 28.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 385
geboren in Mnichovo Hradiště
gestorben in Prag

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