Kuhar, Lovro

Kuhar Lovro, Ps. Prežihov Voranc, Schriftsteller und Politiker. * Köttelach b. Gutenstein (Kotlje pri Ravnah, Kä., heute Slowenien), 10. 8. 1893; † Marburg a. d. D. (Maribor, Unterstmk.), 23. 2. 1950.

Arbeitete zuerst als Taglöhner, 1912/13 besuchte er den genossenschaftlichen Lehrlingsbildungskurs in Laibach, 1914 in Wien. Schon in Laibach orientierte sich K. sozialist. und betätigte sich bei der sozialdemokrat. Z. „Zarja“ (Die Morgenröte). Er desertierte im Ersten Weltkrieg, erlebte das Kriegsende in einem italien. Kriegsgefangenenlager, kehrte 1919 in die Heimat zurück und arbeitete in der Hilfskasse der Stahlwerke von Gutenstein. Ab 1920 Mitgl. der Kommunist. Partei Jugoslawiens wurde er einer ihrer führenden Propagandisten im zu Slowenien gehörenden Teil Kärntens. 1930 emigrierte K. über Klagenfurt nach Wien und wurde von hier aus als illegaler Parteifunktionär nach allen Hauptstädten Europas dirigiert. 1939 kam er illegal nach Slowenien und war 1943–45 in verschiedenen KZ. K. veröff. seine ersten literar. Arbeiten 1909/10 u. a. in der Z. „Domaci prijatelj“ (Der Freund des Hauses), „Ljubljanski zvon“ (Laibacher Glocke), ab 1935 in „Sodobnost“ (Gegenwart), etc. K. schilderte vor allem den dramat. Kampf der Kleinbauern und des bäuerlichen Proletariates um seine Existenz. Seine Jugenderinnerungen, unter dem Titel „Solzice“ (Maiglöckchen) ges., sind feinfühlige, innig erlebte Erzählungen für die Jugend. K. ist der namhafteste Vertreter des Neorealismus im letzten Dezennium des 19. Jh., der seinen Weg dahin über die slowen. Moderne und den Expressionismus fand. Obwohl Autodidakt, seinem Horizont nach eher dem russ. Realismus nahe, bereicherte er seinen Stil mit modernen Elementen und wurde zum führenden slowen. Erzähler und sozialen Realisten seit den 30er Jahren des 20. Jh.


Literatur: Jutro, 1940, n. 102; Slovenec, 1943, n. 6; Slovenski dom, 1943, n. 6; Ljudska pravica, 1950, n. 44 f.; Nova obzorja, 1950, 1957; Novi svet, 1950, 1951; KMD, 1951; Naši razgledi, 1953, n. 23 f., 1958, n. 3 f.; Naša sodobnost, 1955; Glasnik Slovenske matice, 1955; Jezik in slovstvo, 1956, 1959; Koroški fužinar, 1956, 1960, 1965, 1966; Prežihov zbornik, 1957; Lex. der Weltliteratur, bearb. von G. v. Wilpert, Bd. 3, 1963; Enc. Jug. 5; A. Slodnjak, Geschichte der slowen. Literatur, 1958; B. Meriggi, Storia della letteratura slovena, 1961; Meyers Hdb. über die Literatur, 1964; Slovenska književnost 1945–65 (Slowen. Literatur 1945–65), 2 Bde., 1967.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 334f.
geboren in Kotlje
gestorben in Marburg an der Drau

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