Krnka, Karl Sylvester

Krnka Karl Sylvester, Ps. Kaisertreu, Waffentechniker und Erfinder. * Großwardein (Oradea, Rumänien), 6. 4. 1858; † Prag, 25. 2. 1926.

Sohn des Folgenden; 1877 Truppeneleve in der Kadettenschule Prag. 1882 Lt. beim IR. 36. Seine 1884 veröff. waffentechn. Stud. „Das Zukunfts-Gewehr, seine Wirkung – seine Folgen“ zeigte einen beachtlichen Weitblick und fand in militär. Kreisen starke Beachtung. 1887 in die Reserve versetzt, wurde er Oblt. und zur Landwehr transferiert. 1889 erfolgte seine Entlassung aus dem Heeresverband, nachdem ihm am 13. 3. 1888 durch ein ehrenrätliches Verfahren wegen „standeswidrigen Verhaltens” die Offizierscharge aberkannt worden war. Ebenso wie sein Vater war K. ungemein fleißig, ideenreich und an der industriellen Realisierung seiner Konstruktionen interessiert. Anfangs in Zusammenarbeit mit seinem Vater, später allein, war er mit der Konstruktion eines den modernen Anforderungen entsprechenden Mehrladegewehrs für die k. u. k. Armee beschäftigt, dem aber trotz techn. Vorteile das System Mannlicher vorgezogen wurde. Deshalb war K. 1889–91 in leitender techn. Stellung bei „The Gatling Arms and Ammunition Co., Ltd.”, in Birmingham (England) vor allem bei der Erzeugungsüberwachung der „Krnka Repeating Rifle” tätig. In den Jahren bis zu dem am 1. 3. 1898 erfolgten offiziellen Eintritt bei der Fa. G. Roth in Wien III. hatte er teils in Verbindung mit dieser Fa., teils allein oder gem. mit Prof. Hebler (Schweiz) an waffen- aber auch an munitionstechn. Erfindungen und Entwicklungen gearbeitet. Als Chefing. befaßte sich K. bei Roth vor allem mit der Konstruktion automat. Handfeuerwaffen. Von ihnen ist die österr.-ung. automat. Armeepistole Modell 1907 am bekanntesten geworden. Nach dem Tod des Firmenchefs G. Roth († 1903) dürfte es zwischen den Nachfolgern (seinen beiden Söhnen Karl und Emil und seinem Bruder Jean) und K. zu Differenzen gekommen sein, so daß er 1908 die Fa. verließ. 1909 schloß er einen Vertrag mit der Hirtenberger Patronen-, Zündhütchen- und Metallwarenfabrik A. G., bei der er mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben munitions- und waffentechn. Art betraut und vertraglich über den Zusammenbruch der Monarchie hinaus bis 1922 gebunden war. In der Tschechoslowakei war er dann 1923–24 bei der Waffenfabrik „Zbrojovka Praga“ in Prag und zuletzt bei der weltbekannten Fa. „Ceskoslovenská zbrojovka“ in Brünn vor allem mit der konstruktiven Weiterentwicklung von automat. und Handfeuerwaffen befaßt.


Literatur: Masaryk 4; Otto 15, 28, Erg. Bd. III/2; E. Capitaine–Ph. Hertling, Die Kriegswaffen, Bd. 5, 1891, S. 105 ff., 193 ff., Bd. 6, 1893, S. 30 f., 205 ff., Bd. 7, 1901, S. 151 f.; R. B. Jentzsch, Ist „Kaisertreu” wahrheitstreu? 1902; Instruktionen über die Einrichtung und Verwendung der Repetierpistole M. 7, 1908, G–5; J. Lugs, Handfeuerwaffen, Bd. 2, 1962, S. 201 f.; K. A. Wien; Mitt. Heeresmus. Prag und J. Lugs, beide Prag.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 283f.
geboren in Großwardein
gestorben in Prag

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