Kršnjavi, Izidor

Kršnjavi Izidor, Kunsthistoriker, Maler und Schriftsteller. * Naschitz (Našice, Slawonien), 22. 4. 1845; † Agram, 5. 2. 1927.

1863–65 Gymnasialsupplent in Esseg. 1866–69 stud. er an der Univ. Wien Kunstgeschichte, 1870 Dr. phil. Als Stipendist stud. er dann Malerei in München und 1872–77 in Italien. Ab 1877 wirkte er als Prof. für Kunstgeschichte an der Univ. Agram und als Dir. der Strossmayerschen Galerie der Jugoslaw. Akad. der Wiss. (1882), die ihm ihre erste Aufstellung verdankt. 1884 Abg. des Kroat. Landtages. 1887–91 stud. er an der Univ. Wien Jus, 1891 Dr. jur. 1891–96 Vorstand der Abt. für Kultus und Unterrichtswesen in Agram. 1897–1918 wieder Prof. an der Univ. Agram. K.s Tätigkeit, durch welche das ganze kulturelle Leben in Kroatien in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jh. geprägt wurde, war sehr vielseitig. Schon 1878 wurde auf seine Anregung in Agram die „Kunstgesellschaft“, deren Sekretär und Ideologe er viele Jahre hindurch war, gegründet, 1882 gründete K. die Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbemus. in Agram. Eine außerordentliche Aktivität entfaltete er als Vorstand der Abt. für Kultus und Unterrichtswesen: das Kroat. Nationaltheater, das große Mittelschulgebäude, die Lehrerbildungsanstalt in Agram und Künstlerateliers wurden erbaut und eine ganze Menge architekton. Denkmale renoviert, das Mädchenlyzeum, die Fachschule für Mädchen, die Schule für Blinde und Taubstumme gegründet; er führte die Reorganisation des Unterrichtsplans vieler Schulen durch, schaffte für das archäolog. Mus. in Agram die Smlg. antiker Statuen des Gf. Nugent an, organisierte die Mitwirkung kroat. Künstler an internationalen Ausst. im Ausland etc. Als Maler (kleinformatige Stilleben und Landschaftsbilder, skizzenhafte Kopien nach den Werken alter Meister, sakrale Kompositionen etc.) betätigte sich K. hauptsächlich während seiner Studienzeit und zeigte sich in diesen Werken als Anhänger der Münchner Richtung. In seinen späten Werken (vorwiegend sakrale Themen) nach dem Ersten Weltkrieg hielt sich K. an die Formenwelt der Renaissance. Als Kunsthistoriker (er war eigentlich Kroatiens erster Kunstkritiker vom Fach) und Ästhetiker war K., der sich auch mit historiograph. Problemen beschäftigte, Positivist. Er schrieb auch Romane, übers. die ganze „Göttliche Komödie“ in Prosa und gab sie mit umfangreichem Kommentar versehen (1905–15) heraus.


Literatur: Obzor, 1927, n. 32, 35; Morgenbl., 1927, n. 34; Zagreb, 1937, n. 2; Neue Ordnung, 1942, n. 34; Lj. Babic, Umjelnost kod Hrvata (Die Kunst bei den Kroaten), 1943, S. 76–86; Enc. lik. umj. 3; Osjecki zborník, Bd. 8, 1962, Abb. 13; Znam. Hrv.; Nar. Enc, 2; Enc. Jug. 5.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 298f.
geboren in Našice
gestorben in Zagreb

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