Kremenetzky, Johann

Kremenetzky (Kremenezky) Johann, Industrieller und Zionist. * Odessa (Odesa, UdSSR), 15. 2. 1850; † Wien, 25. 10. 1934.

War nach techn. Stud. im Schwachstromwesen tätig, worauf er seine Stud. ab 1874 an der Techn. Hochschule Berlin-Charlottenburg fortsetzte (Dipl.-Ing.), gleichzeitig aber bei der Fa. Siemens & Halske arbeitete. Trat dann in den Dienst der Société Générale d’Electricité in Paris, wo er sich als Chefing. der prakt. Einführung der Jablochkoff-Kerze widmete, welche er — 1879 nach Wien übersiedelt — auch bei der von ihm 1880 durchgeführten Volksgartenbeleuchtung verwendete. 1880 eröffnete er ein eigenes Werk für die Fabrikation von Dynamomaschinen, das raschen Aufschwung nahm und in welches 1882 B. Egger (s. d.), der Begründer der Vereinigten Elektrizitäts-AG eintrat, dessen Stelle 1884 M. Mayer einnahm. Die Fa. (1. Österr.-Ung. Fabrik für elektr. Beleuchtung und Kraftübertragung Egger, K. & Co.) war das 1. Unternehmen für Starkstrom sowie die 1. Erzeugungsstätte für elektr. Glühlampen in Österr. 1886 erhielt K. auch die Konzession für die 1. elektr. Zentrale in Wien. 1896 ging das Unternehmen in die Österr. Schuckert- bzw. in die Österr. Siemens-Schuckert-Werke über, deren techn. Dir. K. wurde. 1899 legte er diesen Posten zurück und übernahm gleichzeitig die Glühlampenabt. in sein Eigentum, die auch elektr. Apparate, Batterien etc. und ab 1923 als eines der 1. Unternehmen Radiolampen erzeugte und von K. bis zu ihrer Umwandlung in eine AG geleitet wurde. K., ein Freund W. Exners (s. d.), wiederholte als erster in Österr. die Edisonschen Versuche und war bemüht, die Anregungen von Wiss. und Technik in die Praxis umzusetzen, so begann er u. a. 1906 nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Chemiker H. Kužel die Großfabrikation der Kolloid-Wolframfaden-Glühlampen. Er bekam auch selbst mehrere Patente für verschiedene techn. Neuerungen, von denen sein später international verbreitetes Eisenbahn-Übersetzungssignal ohne Bahnschranken hervorzuheben ist. K., Nestor der österr. Glühlampen-Erzeugung und international anerkannter Elektrotechniker, Mitbegründer des europ. Glühlampenkartells Phöbus, hochverdient um die Elektrotechnik und -wirtschaft, wurde Kommerzialrat, Bürger der Stadt Wien, Ehrenbürger der Techn. Hochschule Wien, 1913 Ehrenmitgl. des Elektrotechn. Ver. sowie Ehrenbürger von Tel Aviv und gründete nach dem Ersten Weltkrieg in dem heute zu Israel gehörenden Gebiet eine Fabrik für elektr. Artikel sowie ein Ziegelwerk. Er gehörte zum Freundeskreis Th. Herzls (s. d.) und war einer der fünf Männer, welche mit diesem den Zionismus begründeten. Vom I. bis zum VII. Zionistenkongreß gehörte er dem engeren, anschließend dem Großen Organisationskomitee der Organisation an. Auf seinen Antrag entstand der „Jüdische Nationalfonds”, den er selbst bis 1907 leitete und an dessen weltweiter Verbreitung er zielbewußt arbeitete. Nach Herzls Tod wurde ihm dessen Archiv zur Betreuung übergeben.


Literatur: N. Fr. Pr. vom 26. 10. 1934; Die Industrie vom 2. 11. 1934; Österr. Chemiker-Ztg., Jg. 37, 1934, S. 180; Elektrotechnik und Maschinenbau, Jg. 52, 1934, S. 548; J. K., seine techn. Laufbahn, die Geschichte seiner Fa., 1930; Wininger; Enc. Jud.; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Großind. Österr., Bd. 3, S. 168, 182, 212 ff.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 252
geboren in Odessa
gestorben in Wien

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