Kranner, Josef Andreas

Kranner Josef Andreas, Architekt und Steinmetzmeister. * Prag, 13. 6. 1801; † Wien, 20. 10. 1871.

Mitgl. einer Prager Steinmetz- und Architektenfamilie, Sohn des Johann Ludwig K. († 4. 11. 1828); besuchte die Techn. Hochschule in Prag und erhielt gleichzeitig die prakt. Ausbildung in der väterlichen Werkstatt. Ab 1822 wanderte er durch Deutschland, Italien (Einfluß des Malers L. Robert, des Begründers des italien. Sittenbildes) und Südfrankreich. In Paris war er als Steinmetz tätig, wo er sich Verständnis und Fähigkeit für den Bau got. Architektur erwarb. Ab 1826 wieder in Prag, arbeitete in Plass für Fürst Metternich und übernahm 1828 die väterliche Werkstatt, die nach französ. Vorbild mit Maschinen ausgestattet wurde. 1830 Baumeisterprüfung, 1833 Bürger, 1835 Steinmetzmeister. K. errichtete verschiedene Bauten in Prag, wo er sich mit dem Entwurf für die Ostseite des Altstädter Rathauses als Neugotiker auswies. Ab 1843 trat er für die Würdigung der böhm. Altertümer ein (beteiligt an E. Wocel, Grundzüge der böhm. Alterthumskde., 1845). K. baute in Marienbad, Turnau (got. Altäre der Marienkirche), entwarf Denkmäler (gem. mit J. Max) für Prag (Franzensdenkmal) und Temesvár, hatte jedoch verschiedene Mißerfolge und Rückschläge. K., bei der Londoner Weltausst. (1851) prämiiert, wurde korr. Mitgl. des Royal Institut of British Architects, nahm an den Beratungen über die Reform des Architekturstud. und Zeichenunterrichts in Wien teil, 1852 arbeitete er an der österr. Karstbahn mit. Beim Wettbewerb um die Breitenfelder Kirche in Wien VIII., 1852, trat er mit einem neugot. Entwurf eines Steinbaues hervor; 1855 erfolgte seine Berufung in das Baukomitee und 1856 die Bestellung zum Baumeister der Votivkirche in Wien. 1856 übersiedelte K. nach Wien, wo er auch sonst mit Steinmetzarbeiten tätig war (Hofoper, Denkmäler für Erzh. Karl, Prinz Eugen etc.). 1861 wurde er Dombaumeister von St. Veit in Prag, wo er zunächst die alten Teile baulich sicherte und Entwürfe für den Ausbau machte. Ab 1865 stand ihm sein ältester Sohn Johann Josef K. (* 1835) als Werkmeister zur Seite. K. begann als Klassizist, wandelte sich jedoch durch westlichen Einfluß zum Neugotiker, welchen Stil er in Böhmen als erster Architekt vertrat, wobei seine handwerkliche Schulung als Steinmetz den Tendenzen der Neugotik sehr entgegenkam.


Literatur: Thieme–Becker; Wurzbach; ADB; Kosch, Das kath. Deutschland; Mitt. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen 20, 1882; N. Wibiral, Heinrich v. Ferstel und der Historismus in der Baukunst des 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1952.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 209
geboren in Prag
gestorben in Wien
reiste nach Deutschland 1822
reiste nach Italien 1822
reiste nach Frankreich 1822
wirkte in Paris
wirkte in Prag
wirkte in Plasy
wirkte in Marienbad
wirkte in Turnov
wirkte in Temešvár
stellte aus London 1851
wirkte in Wien 1852
war Student Deutsche Technische Hochschule (Prag)
war k. Mitglied Royal Institute of British Architects
war leitender Mitarbeiter Dombauhütte Prag 1861

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