Kolberg, P. Joseph

Kolberg P. Joseph, S.J., Mathematiker, Geograph und Seelsorger. * Elbing (Elblag, Westpreussen), 24. 2. 1832; † Feldkirch (Vorarlberg), 19. 3. 1893.

Der starke Einfluß seines Onkels, des Mathematikers O. Kolberg, wirkte sich bestimmend auf die Richtung seiner wiss. Interessen aus. 1852 trat K. nach dem Abitur in den Jesuitenorden ein. Seine neunjährige wiss. Ausbildung in Münster, Paderborn und Bonn unterbrach er 1856–59, um in den Jesuitengymn. in Bonn und Feldkirch Mathematik zu unterrichten. Nach Beendigung seiner eigenen Stud. lehrte er wieder Mathematik (1864–68 in Feldkirch, 1868–71 in Maria Laach). Als 1871 Garcia Moreno vom Jesuitengen. Patres für die Gründung eines Polytechnikums in Quito erbat, wurde K. mit anderen Patres dorthin entsandt. Er lehrte Physik, höhere Mathematik, theoret. und prakt. Mechanik für Ing. und gab ein Lehrbuch der allg. Arithmetik in span. Sprache heraus. Zwei weitere Werke (über Eisenbahnbau und über aktiven und passiven Erddruck) blieben unvollendet. Nach der Ermordung Garcia Morenos und dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Ecuador (1876) wurden die dt. Jesuiten abberufen. K. erfreute sich solcher Wertschätzung als Fachmann und Lehrer, daß sowohl Präs. Borrero als auch der revolutionäre Obergen. und spätere Präs. Veintemilla sich intensiv bemühten, ihn zurückzuhalten. Dennoch kehrte K. nach Europa zurück. Er ließ sich in Feldkirch nieder und befaßte sich fast ausschließlich mit dem Stud. der physikal. Geographie und Geol. Seine Gedankengänge, die er bereits in seinem Werk „Nach Ecuador“ vorgelegt hatte, baute er in gründlicher Auseinandersetzung mit den bestehenden Theorien zu einem geschlossenen System der „Mechanik des Erdballs“ aus, das sich in all seinen wesentlichen Zügen bewährt hat.


Literatur: Vorrede, in: Nach Ecuador, hrsg. von J. Schwarz, 4. Aufl. 1897; Jesuitenlex.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 78
geboren in Elbing
gestorben in Feldkirch

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