Kaltneker von Wallkampf, Hans

Kaltneker von Wallkampf Hans, Ps. v. Wahlkampf, Dichter. * Temesvár (Timisoara, Rumänien), 2. 2. 1895; † Gutenstein (N.Ö.), 29. 9. 1919.

Sohn des FM Arthur K. v. W. Kam mit seiner Familie 1906 nach Wien, besuchte hier das Gymn. und anschließend die Univ. als Hörer der rechtswiss. Fak. Seine Neigung und Begabung zu dichten ließ ihn schon während seiner Gymnasialzeit gemeinsam mit zwei Freunden in einer hektographierten Z. kleine eigene Werke im Bekanntenkreis weitergeben. Die Theaterbesuche ab 1907 weckten in ihm große Begeisterung, besonders für R. Wagner, dessen Gedanken auch noch in K.s spätere Dichtung wirkten. Verehrende Freundschaft verband ihn seit 1911 mit der Burgschauspielerin E. Wohlgemuth. Ab 1912 mußte K. wegen seines Lungenleidens in Davos Aufenthalt nehmen, den er nach 1915 nur noch zur Ablegung von Prüfungen unterbrach. Während seiner letzten zwei Lebensjahre war er in Gutenstein. In den Jahren seiner Bildung war K. ebenso aufnahmebereit für die dt. Mystik (bes. Meister Eckhart), wie für das Christentum des Ostens in Tolstojs und Dostojewskijs Werken; er las Kierkegaard und nahm in persönlicher Bekanntschaft mit Klabund Anteil an Gedankengängen seiner Generation. K.s eigene Gestaltungsmotive zielten, wie die anderer im Kunstschaffen seiner Zeit, nach den letzten Dingen. Der Glaube an die Möglichkeit tätiger Mitwirkung jedes Menschen, durch persönliche Opfer zu Läuterung, Entsühnung und Erlösung über das einzelne Ich hinaus zu gelangen, ist in seinem Werk klar zum Ausdruck gebracht. Dem Verlangen, in diesem Sinn mit seiner Dichtung erweckend zu wirken, war das Hauptgewicht, das er auf das dramat. Schaffen legte, verbunden. Sein Dramenstil war nicht nur als persönliche Jugenderscheinung und vielleicht auch durch frühes Todgeweihtsein ekstat. und leidenschaftlich gedrängt, sondern er war das auch als Eigenart des Expressionismus, der allerdings bereits als überholt galt, als K.s Werke postum im Druck erschienen. Dem Dichter war das Erlebnis der Wirkung seiner Werke auf das Publikum versagt geblieben. „Die Heilige“, ein Mysterium für Musik, wurde ebenfalls erst nach seinemTode in sehr freier Umarbeitung Operntextbuch zu E. W. Korngolds „Wunder der Heliane“. Von K.s Dramen wurden drei in Wien, eines auch in Prag und Berlin aufgeführt.


Literatur: Pester Lloyd vom 2. und 3. 10. 1929; F. W. Illing, Zu H. K.s letzten Werken, in: Die Literatur, Jg. 33, 1930/31, S. 56 f.; Das literar. Echo 24, 1921, S. 985, 25, 1922, S. 709; E. Wohanka, H. K., Diss. Wien, 1933; O. Rembold, H. K., Diss. Wien, 1950; H. Himmel, Die Problematik im Werke K.s und ihr Ort in der österr. Literatur des 20. Jhs., Diss. Graz, 1951; Giebisch–Pichler–Vancsa; H. Kindermann, Wegweiser durch die moderne Literatur in Österr., 1947; Kosch; Kürschner, 1936; J. Nadler, Literaturgeschichte der dt. Stämme und Landschaften, Bd. 3, 1932; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; A. Schmidt, Literaturgeschichte. Wege und Wandlungen moderner Dichtung, 1957.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 205f.
geboren in Temeswar
gestorben in Gutenstein

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