Jüthner, Julius

Jüthner Julius, klass. Philologe. * Prag, 25. 6. 1866; † Wien, 17. 12. 1945.

Stud. an der Dt. Univ. Prag klass. Philol., Archäol. und Epigraphik, 1890 Lehramtsprüfung aus Latein und Griech., 1891 Dr.phil. sub auspiciis Imperatoris daselbst. 1891/92 war er Stipendiat, 1892–94 Ass. der Archäolog. Lehrkanzel an der Univ. Wien unter Benndorf (s. d.) und Bormann (s. d.). 1894–96 unternahm er Studienreisen nach Italien, Griechenland, Karthago und Kleinasien, im Frühjahr 1897 beteiligte er sich an den Ausgrabungen in Ephesos, im Sommer 1897 an einer wiss. Reise nach Pisidien, 1902 an einer Expedition nach Lykaonien, Isaurien, Pisidien und Ost-Pamphylien. 1897 habilit. er sich für klass. Philol. an der Dt. Univ. Prag, 1898 o. Prof. an der Univ. Freiburg (Schweiz), 1903–12 o. Prof. an der Univ. Czernowitz, 1912–36 an der Univ. Innsbruck. Nach seiner Emeritierung übersiedelte er 1937 nach Wien, um sich ganz seinen wiss. Arbeiten zu widmen. Um eine möglichst universelle Erfassung des Altertums sowohl nach seiner sprachlichliterar. wie archäolog.-antiquar. Seite bemüht, interessierte er sich vor allem für den antiken Sport, dessen litear. Quellen und Denkmäler. In zahlreichen Abhh. gab er sachliche Erklärungen zur Darstellung gymnast. Übungen und Wettkämpfe der Griechen. Es gelang ihm auch, die verschollene Handschrift der einzigen aus dem Altertum erhaltenen Schrift über Gymnastik, nämlich den Gymnastikos des Philostratos, den er nach diesem Originalcodex (Cod. Paris. suppl. gr. 1256) herausgab, aufzufinden. In seinem ausführlichen Artikel „Gymnastik“ in RE VII 2, S. 2030–85, zeigte er zum erstenmal die Grundlinien einer Geschichte der antiken Leibesübungen, die er noch durch ca. 40 Artikel in der RE ergänzte. Korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien und der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen, Mitgl. des Österr. und des Dt. archäolog. Inst.


Literatur: Almanach Wien, 1946 (mit Werksverzeichnis); Autobiographie, Archiv der Akad. d. Wiss. in Wien; Kürschner, Gel. Kal. 1940/41; Wer ist’s? 1935.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 143f.
geboren in Prag
gestorben in Wien

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