Jungmann, Josef

Jungmann Josef, Schriftsteller und Philologe. * Hudlitz b. Beraun (Hudlice/Beroun, Böhmen), 16. 7. 1773; † Prag, 14. 11. 1847.

Bruder des Geburtshelfers Anton Johann J. (s. d.). Wirkte als Mittelschullehrer, u.a. in Leitmeritz. Durch sein Wirken schloß J. die sprachliche Wiedergeburt des tschech. Volkes ab und bereitete der polit.-nationalen den Weg. In seinem Hauptwerk, dem monumentalen fünfbändigen Böhm.-dt. Wörterbuch, griff er — was den Laut- und Formenbestand betrifft — bewußt auf die gut ausgebildete Sprache der Reformationszeit zurück (Brüdergemeinde) und ergänzte deren Wortschatz glücklich durch Neologismen und durch geschickte Entlehnungen aus anderen slaw. Sprachen. Wesentlich war, daß er diese erneuerte Schriftsprache in eigenen, z. T. nach klass. Vorbild quantitierenden Dichtungen (schuf u. a. die ersten tschech. Sonette) und besonders in Übersetzungen aus der Weltliteratur (Milton, Chateaubriand, Goethe) wirksam anzuwenden verstand und damit vorbildlich wurde. Ebenso verschaffte J. der tschech. Sprache Eingang in die wiss. Veröffentlichungen. In einer großangelegten tschech. Literaturgeschichte gab er einen vollständigen Überblick über die Leistungen der Vergangenheit. Zuletzt Panslawist, wirkte J. auch kulturpolit. und publizist. eifrig, geschickt und erfolgreich im Sinne des romant. Nationalismus.


Literatur: Ceská literatura XIX stol. I, 2. Aufl. 1911, II, 2. Aufl. 1917; Dejiny ceské literatury (Geschichte der tschech. Literatur) 2, 1960, S. 232–54; V. Zelený, Život J. J. (Das Leben J.s), 1915; J. Dolanský, J.-uv odkaz (J.s Vermächtnis), 1948; Schmidls österr. Bll. 4, 1847, S. 1232; Otto 13; Kindermann-Dietrich; Wurzbach.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 151
geboren in Hudlice
gestorben in Prag

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