Jellinek, Hermann

Jellinek Hermann, Schriftsteller und Journalist. * Drslawitz b. Ung. Brod (Drslavice/Uherský Brod, Mähren), 22. 1. 1822; † Wien, 23. 11. 1848.

Bruder des Rabbiners und Theologen Adolf J. (s. d.), Onkel des Folgenden, des Vorigen und des Kaufmannes Emil J.-Mercedes (s. d.). Stud., ungemein vielseitig, 1840 an der Univ. Prag, 1841 an der Univ. Leipzig, Dr. phil. 1847 wurde er wegen seiner angriffslustigen Reden und Schriften zuerst aus Leipzig, dann aus Berlin ausgewiesen, weshalb er sich nach Wien wandte. Nach den Märztagen 1848 schrieb er Leitartikel für die gemäßigte „Österreichische Allgemeine Zeitung“ und gab die Z. „Kritischer Sprechsaal“ heraus. Als einer der wenigen erkannte er schon 1848 die Bedeutung der Arbeiterfrage, trat jedoch Karl Marx in Wien entgegen. Mitte August gewann ihn J. Becher für den „Radikalen“. In diesem Blatte kritisierte J. in maßloser Heftigkeit alle Zustände, ohne Positives bieten zu können. Die drohenden Folgen seines Tuns nicht richtig einschätzend, floh er nicht und wurde gem. mit Becher im Stadtgraben vor dem Neuthore erschossen. Für Windischgrätz stand die Mitschuld der Presse an den Oktoberereignissen fest, für ihn waren J. und Becher zwei ihrer Hauptvertreter.


Literatur: Wurzbach; ADB 50; Aus Metternichs nachgelassenen Papieren, hrsg. von dem Sohne des Staatskanzlers Fürst R. Metternich-Winneburg. Geordnet und zusammengestellt von A. v. Klinkowström, Bd. 8, 1884, S. 198; O. Wittner, Moritz Hartmanns Leben und Werke, 1, 1906, s. Reg.; J. A. v. Helfert, Die Wr. Journalistik i. J. 1848, 1877, S. 39f.; E. V. Zenker, Die Wr. Revolution 1848, 1897, s. Reg.; L. Brügel, Geschichte der österr. Sozialdemokratie, 1, 1922, Anhang, S. 47ff.; V. Valentin, Geschichte der dt. Revolution 1848/49, Bd. 2, 1931, S. 199, 209.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 102
geboren in Drslavice
gestorben in Wien

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