Hye von Glunek, Anton Josef Frh.

Hye von Glunek Anton Josef Frh., Jurist. * Gleink (O. Ö.), 26. 5. 1807; † Wien, 8. 12. 1894.

Absolv. ab 1817 das Stiftsgymn. zu Kremsmünster, stud. 1825–29 an der Univ. Wien Jus und wurde hier 1831 zum Dr.jur. prom. Neben einer Advokaturspraxis supplierte er seit 1832 die Lehrkanzel für Vernunfts- und österr. Criminalrecht an der Univ. Wien, wurde 1833 Supplent derselben Lehrfächer und der Diplomat. Staatengeschichte am Theresianum und 1835 wirkl. Prof. dieser Fächer an derselben Anstalt. Seit 1834 war H. auch Archivar der jurid. Fak. und der Univ. Wien (Neuordnung des Univ. Archives). 1838 zum ständigen supplierenden Prof. des Vernunfts- und österr. Criminalrechts an der Univ. Wien ernannt, 1842 o. Prof. 1845–46 arbeitete H. den neuen jurid.-polit. Studienplan aus. 1848 war er einer der besonderen Vertrauten der Wr. Studenten und ein hervorragender Verfechter des Prinzipes der „Lehr- und Lernfreiheit“, überreichte die Studentenpetition vom 12. 3. 1848 bei Hofe, zog sich aber im Mai d. J. wegen der fortschreitenden Radikalisierung der student. Bewegung von der Akadem. Legion zurück. Im gleichen Jahre wurde er zum Gen. Sekretär des Justizmin. ernannt, was ihn aber nicht hinderte, seine Professur noch bis 1854 auszuüben. Seit 1849 als Min. Rat mit der Redaktion der Österr. Reichsgesetzbll. betraut, war er auch an den wichtigsten legislativen Arbeiten der Zeit hervorragend beteiligt. Das Pressegesetz von 1849, die Strafgesetze von 1852 und 1861, die Strafprozeßordnung von 1853 und viele andere Gesetze und Verordnungen sind im wesentlichen sein Werk. Ebenso wirkte H. an der Neugestaltung des Militärstrafgesetzbuches grundlegend mit. 1857 Leiter der legislativen Sektion des Justizmin., 1859 Sektionschef, 1865 Geh. Rat und Generalinspektor des gesamten Gefängniswesens (Sträflingsfürsorge). 1867 erfolgte seine Ernennung zum Justizminister und seine Betrauung mit der Leitung des wieder begründeten Min. für Cultus und Unterricht. Nach seinem Rücktritt (Dezember 1867) wurde er 1869 zum lebenslänglichen Herrenhausmitgl. und zum Mitgl. und ständigen Referenten des Reichsgerichtes ernannt. Seine eminenten Verdienste um die gelehrte Bildung, den Staat und um das österr. Justizwesen, seine wiss. Leistungen und seine polit. humanitäre Tätigkeit erfuhren zahlreiche Anerkennungen. 1834–35 war er Prokurator der Rhein., 1836–37 der Sächs. akad. Nation der Univ. Wien, 1871/72 Rektor, korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien, 1854 nob., 1869 Frh., 1886 Ehrenbürger der Stadt Wien, Im selben Jahre erfolgte seine Ernennung zum Kanzler des Ordens der Eisernen Krone und 1893 die Verleihung des Großkreuzes des Leopolds-Ordens.


Literatur: R.P. vom 11. 12., N.Fr.Pr. vom 10. 12. und 12. 12. 1894; Jurist. Bll. 1894, S. 19, 1899, S. 549; Feierl. Inauguration, 1895/96; Almanach Wien, 1895; Jb. der k. k. Univ. Wien, 1894/95, S. 9ff.; Taschenbuch der Wr. k. k. Univ. für das Jahr 1872, S. 17; Krackowizer; Wurzbach; ADB; P. Molisch, Die Wr. akad. Legion und ihr Anteil an den Verfassungskämpfen des Jahres 1848, 1922; A. Foli, Antonio H. barone di G., 1886; L. Spiegel, H. und die Wr. Revolution, 1910; Geschichte der Wr. Univ., 1848–98, 1898, S. 165; Ruhmeshalle der Wr. Univ., 1934, S. 89; K. Schrauf, Zur Geschichte des Wr. Univ.-Archives, in: MIÖG, Erg. Bd. 6, 1901, S. 754ff.; Neues Jb. Adler 1, 1945/46, S. 133ff.; U. A. Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 22
geboren in Gleink
gestorben in Wien

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